Pünktlich um 18 Uhr beginnt Petra Müller mit ihrem ersten Kommando. Es lautet: aufwärmen. Am Beckenrand des Freibads in Peiting (Kreis Weilheim-Schongau) stehen einige junge Männer. Sie alle sind nach Deutschland geflüchtet und haben hier Asyl beantragt. Keiner von ihnen hat in seiner Heimat schwimmen gelernt. Die Chance, die ihnen Petra Müller nun bietet, wollen sie nutzen. Mit ihrer kaum zu überhörenden Stimme feuert sie an. Organisiert hatte den Schwimmkurs der Asyl-Helferkreis Schongau. Und das war nicht einfach, erzählt eine Ehrenamtliche. „Wir haben viele Bäder mit unserem Anliegen abgeklappert.“ Nur in Peiting bekamen sie Unterstützung.
Die Teilnehmer sind ehrgeizig. Sie wollen unbedingt schwimmen lernen. Es gibt eine Kindergruppe, eine Frauengruppe und eine Männergruppe. Letztere bat anfangs um ein eigenes Becken, sie fühlten sich unwohl, mit einer Frau im selben Becken zu trainieren. Müller reagierte entschieden: „Wir sind hier in Deutschland, basta.“ Dann begann ihr Schwimmunterricht. Ein 26-jähriger aus Afghanistan ist unter ihren Schülern. Er lebt seit drei Jahren in Schongau. In seiner Heimat hat er sich selten ins Wasser gewagt, lange könnte er sich ohne den Kurs nicht über Wasser halten. Sein Ziel: endlich richtig schwimmen lernen. Das geht auch einem 51-Jährigen aus Syrien so. Er wolle endlich die Scheu vor dem tiefen Wasser verlieren, sagt er. Dank Petra Müller gelingt ihm das.
„Ich komme mit allen bestens zurecht“, sagt sie. Keiner habe Ängste vor Berührungen, wenn Bewegungen einstudiert werden müssen. Am Ende des Kurses bedanken sich die Teilnehmer bei ihr. Müller freut sich – und packt die Schwimmnudeln zusammen für ihren nächsten Kurs. HANS-HELMUT HEROLD