„Das machen wir nur einmal – weil der Papa aufhört“

von Redaktion

INTERVIEW Susanne, Ulrike und Andreas Seehofer sind in der Öffentlichkeit kaum präsent. Erstmals sprechen sie über ihren Vater und ihr Aufwachsen als Kinder eines Spitzenpolitikers

München – Es gibt wenige Politiker, die so viele Höhen und Tiefen durchlaufen haben wie Horst Seehofer. Und es gibt nur wenige, die ihre Kinder so aus der Öffentlichkeit gehalten haben. Keine Homestorys, keine Interviews. Heute aber machen Susanne (30), Ulrike (35) und Andreas Seehofer (33) eine Ausnahme. Während Mama Karin draußen den Enkel spazieren fährt, sprechen sie über ihren Vater und ihr Aufwachsen in einer Politiker-Familie. Die Geschwister erscheinen ganz leger. Ulrike im blau-weißen Sommerkleid, Susanne im leichten Kostüm, Andreas trägt Bluejeans und ein Hemd über dem T-Shirt. Natürlich, ein bisschen nervös sind sie – immerhin ist das gemeinsame Interview eine Premiere. Aber sie sind bestens gelaunt, schenken allen am Tisch Kaffee ein – und plaudern los, bevor die erste Frage gestellt ist. Susanne: Das machen wir jetzt nur einmal, weil der Papa aufhört. Ulrike: Ja, genau. Damit wir zu seinem Abschied aus der Politik auch mal die andere Seite vom Papa zeigen können, eine privatere Seite.

Neulich haben wir Ihren Vater in Berlin besucht. Da ist er ganz nostalgisch geworden.

Alle drei lachen.

Ulrike: Ja, wenn man einen guten Zeitpunkt abpasst – das ist bei uns privat genauso. Da können so Abendessen dann auch mal länger werden. Susanne: Es ist schon Wehmut dabei. Vor zwei Wochen war er das erste Mal seit Jahrzehnten mit seinen Geschwistern inkognito in Ingolstadt unterwegs und hat die Straße besucht, in der er früher gelebt hat. Da hat eine Frau aus dem Fenster geschaut und gesagt: Ja, wenn wir jetzt so hohen Besuch haben, dann kommen Sie mal rein. Dann ist er mit seinem Bruder in die Wohnung und hat sich angeschaut, wie die Frau lebt. Er war so begeistert. Ich glaube, das ist das, was er jetzt wieder machen will und wo er auch herkommt: den Leuten zuhören.

In wenigen Wochen endet die Karriere von Horst Seehofer. Mit 72 Jahren. Wird er jetzt den heimischen Haushalt an sich reißen, der Partei aus dem Hintergrund Ratschläge erteilen – oder ein Buch schreiben?

Ulrike: Eher Letzteres. Zu Hause engagieren – das ist nicht so seins. Da hat er auch nie einen Hehl draus gemacht. Aus dem Off kann ich mir auch nicht vorstellen. Der Papa ist Schwarz oder Weiß, da gibt es keinen Mittelweg. Andreas: Ich kann mich erinnern, dass wir mit einem Ex-Politiker unterwegs waren, der noch sehr aktiv war. Da hat der Papa gesagt: Wenn es mal für ihn so weit ist, möchte er das nicht mehr machen. Für ihn ist klar, dass er sich aus der aktiven Politik raushalten wird. Mit Ratschlägen hat er selber die Erfahrung gemacht, dass das meist eher Schläge als Rat sind.

Schafft er das denn – nach so vielen Jahren Spitzenpolitik?

Susanne: Da bin ich hundertprozentig sicher. Wenn er einmal eine Entscheidung gefällt hat, geht er da durch. Da gibt es keine halben Sachen. Ulrike: Allerdings würde er das nicht mit uns teilen, wenn er Zweifel hätte (alle drei lachen).

Warum?

Ulrike: Da lässt er einen nicht in die Karten schauen. Er entscheidet sich für etwas und wenn sich an seinem Weg was ändert, würde er aber nicht sagen, dass er Zweifel hat. Susanne: Viele Freunde und Bekannte sagen: Horst, mach doch was in der Stiftung hier oder den Vorsitzenden da. Nein. Wenn das nicht Spitzenpolitik ist, wäre das für ihn nicht befriedigend.

Und Gattin Karin? Kann sie jetzt noch Tennis spielen mit ihren Freundinnen oder muss sie sich um ihren Mann kümmern?

Andreas (lacht): Klar ist eine Integration nötig, wenn man nach so vielen Jahren wieder da ist. Wobei es sich durch Corona schon eingespielt hat. Er hat viel von zu Hause gearbeitet. Keine Bierzelte, keine Wahlkampfauftritte. Schon als er den Parteivorsitz abgegeben hat, hat man das gemerkt. Ministerpräsident und Parteivorsitzender: Das war ein unmenschliches Pensum. Ulrike: Der Job als Innenminister ist auch eine ständige Anspannung. Aber in den letzten Wochen ist er gelassener geworden.

Susanne: Jetzt sitzen Mama und Papa auch mal draußen auf der Terrasse und quatschen. Dafür ist mehr Zeit – und das ist wunderschön.

Wie war das als Kind, als er ständig unterwegs war?

Susanne: Für uns war das normal, wir kannten das nur so. Klar: Wenn man bei Freundinnen war, ist es schon aufgefallen, dass der Vater um 17 oder 18 Uhr kam. Aber es gibt auch andere Mütter und Väter, die vielleicht Schichtarbeit haben und ihre Kinder weniger sehen. Da hat jede Familie ihr Modell – und das war unseres. Ulrike: Er hat ein, zwei Mal die Woche angerufen. Da hat man dann telefoniert und die Vorfreude war groß, wenn die Mama gesagt hat, der Papa kommt am Freitagabend. Man ist an der Tür gestanden und hat schon gehört, wenn er reinkommt. Das war etwas Besonderes für uns. Er hat sich dann auch Zeit für uns genommen – aber er hat das Wochenende auch gebraucht, um zu regenerieren.

Wie sehr hat er sich in die Erziehung eingebracht?

Andreas: Sagen wir mal so: Er hat schon versucht, sich zu engagieren. Mit mir hat er am Wochenende immer versucht, Mathe zu machen. Aber ich wollte natürlich lieber Fußball spielen. Da sind bei mir schon auch mal Tränen geflossen (lacht). Ulrike: Ja, da war er hart. Da mussten wir sitzen bleiben und durften nicht aufstehen.

Bildung war ihm wichtig…

Andreas: Wir hatten viele Freiheiten und unsere Eltern haben uns auch Fehler machen lassen. Aber wenn die Schule darunter gelitten hat, gab es schon Widerstand. Ulrike: Die Mama hat versucht zu kompensieren, dass er nicht da ist. Unter der Woche ist auch nicht viel nach Berlin kommuniziert worden. Aber manches ist dann am Wochenende hochgekocht – wenn zum Beispiel die Schulnoten nicht gut waren. Ich habe nach der vierten Klasse keine Empfehlung fürs Gymnasium bekommen. Da hat der Papa gesagt: Das kann doch nicht sein, mit einem Dreier kannst du doch aufs Gymnasium gehen! In solche Entscheidungen hat er sich eingeklinkt. Andreas: Wenn es in der Schule nicht lief, gab es persönliche Gespräche. Ich weiß noch: Als er Gesundheitsminister war, habe ich hin und wieder meine Zensuren versteckt.

Ist zu Hause über Politik gesprochen worden?

Susanne: Wir sind ein sehr politischer Haushalt. Was man beim Papa wirklich lernen kann, ist zu argumentieren. Wenn man ein junger Mensch ist mit 15 oder 16, ist die CSU für einen manchmal schon ein bisschen spießig. Da denkt man in seiner Rebellionsphase: Oh Gott, was wollen die schon wieder. Oder man findet das Frauenbild ziemlich rückständig. Wir haben über viele Themen diskutiert – und sind auch hart mit ihm ins Gericht gegangen.

Hat das was bewirkt? War sein Frauenbild durch euch am Ende moderner?

Susanne: Das war es schon immer. Sein persönliches Frauenbild war nie rückständig. Andreas: Auch bei gleichgeschlechtlichen Paaren – unsere Eltern haben zwei, drei befreundete Pärchen –, für ihn war es immer so: leben und leben lassen. Jeder nach seiner Fasson. Susanne: Ich hatte mal eine Diskussion mit ihm über seine Posts in den sozialen Netzwerken. Ich hab gesagt: Papa, wer schreibt denn deine Statements auf Facebook? Das ist ja total von gestern! Da hat er schon ganz interessant gefragt: Ja warum? Und wie macht man das jetzt? Alle drei lachen, reden durcheinander, ehe Susanne fortfährt. Dann hat er es wenigstens ein bisschen geändert und mit mehr Bildern unterlegt. Der Papa hat sich immer für andere Meinungen interessiert. Aber er musste auch mal abschalten und wollte nicht immer diskutieren. Ulrike: Da kam schon mal der Satz: Ich glaube, das Wetter ist schön – ich gehe jetzt ein bisschen raus. Seine Mitarbeiter haben zu uns gesagt: Man merkt immer, wenn ihr drei Weihnachten zu Hause ward. Da kommt er nach dem Urlaub zurück und mag immer alles anders machen (lacht).

Susanne: Sie sind als Tochter eines CSU-Ministers vor Kurzem in die FDP eingetreten. Was ist denn da passiert?

Susanne: Ich habe schon immer mit der FDP sympathisiert – unabhängig davon, wo der Papa politisch beheimatet ist. Aber das spricht für einen offenen Diskurs. Zu Hause war immer Raum für andere Meinungen. Mama und Papa haben uns alle zu eigenständig denkenden Menschen erzogen.

Was hat er dazu gesagt?

Susanne: Er wusste es ja schon längst. Er hat gesagt: Willst du dir das echt antun? Andreas: Er meinte aber nicht die FDP, sondern das mit der Politik. Susanne: Ja, mit der Politik. Weil er auch weiß, was das für ihn an Entbehrungen bedeutet hat. Aber für mich geht es nicht um den Beruf.

Also keine Landtags- oder Bundestagskarriere?

Susanne: Nein, mit dem Gedanken spiele ich derzeit überhaupt nicht. Das ist wirklich persönliche Überzeugung. Ich unterstütze ein bisschen den Wahlkampf, verteile Flyer an der U-Bahn, bin am Wahlkampfstand. Ganz basisdemokratisch.

Etwas indiskret gefragt: Hat Markus Söder etwas mit Ihrer Entscheidung für die FDP zu tun?

Susanne: Nein, überhaupt nicht. Ich sympathisiere mit der FDP schon, seit ich 16 bin. Da habe ich Markus Söder noch gar nicht gekannt.

Ihr Kinder wurdet weitgehend rausgehalten aus der Karriere eures Vaters. Wissen die Leute trotzdem immer, wer Sie sind?

Ulrike: Unsere Eltern und Großeltern haben immer darauf geschaut, dass wir eine normale Kindheit haben. Aber der Name Seehofer war in Ingolstadt natürlich schon bekannt. Das prägt uns alle drei. Wenn man in Bayern irgendwo hingeht, hat jeder, oft unterbewusst, irgendeine Meinung von einem. Das ist ein Rucksack, den der Name mit sich bringt. Aber es ist kein Rucksack nur mit Steinen, sondern auch was Schönes. Es ist ja nicht so, dass man sich für den Namen genieren muss. Wir sind stolz auf unseren Papa und auf das, was er erreicht hat. Wir identifizieren uns damit – er ist Teil unserer Familie, unserer Geschichte.

Aber bei manchen Themen war es bestimmt nicht schön, „das Kind von“ zu sein. Zum Beispiel beim Thema Zuwanderung.

Ulrike: Klar ist der Name sensibel bei manchen Themen und man stößt nicht immer auf offene Arme. Susanne: Man bekommt schon einiges zu hören: „Dein Papa macht nur Mist“ oder so. Da bist du als Kind natürlich schon manchmal aufgelöst. Ulrike: Das finde ich schade, wenn man als Kind immer mit der Meinung und dem Handeln der Eltern in Verbindung gebracht wird. Susanne: Manche können das einfach nicht differenzieren. Andreas: Auf der Schule wusste natürlich jeder den Namen. Vielleicht hat man sich manchmal auch selber zu viel Gedanken gemacht. Wie wirkt man für die anderen? Wenn man ins Gespräch kommt, geht es aber meistens. Da verliert der Name dann an Bedeutung.

Wie war das mit Lehrern?

Andreas: Ich erinnere mich an eine Matheschulaufgabe. Mein Ergebnis war falsch und der Lehrer hat sinngemäß druntergeschrieben: Du solltest in die Politik gehen, da wird es auch immer mehr, wenn es weniger sein soll. Das hat mich und die Mama ziemlich geärgert. Susanne: Unsere Eltern haben uns immer gesagt: Wir sind nichts Besonderes, nur weil wir so heißen. Unsere Eltern sind vom Herzen sehr bodenständig – und so haben sie uns auch erzogen.

In Wahlkampfzeiten spielt die Familie eine ganz besondere Rolle – auf Wahlplakaten zum Beispiel.

Susanne: Natürlich gab es Anfragen für Homestorys und Interviews. Aber das wollten wir nicht. Ulrike: Als Kind kann ich mich schon erinnern, dass man im Wahlkampf mal mit auf einem Bild war. Das war für uns normal. Zu Ministerpräsidentenzeiten wurde es mehr. Da wollten die Eltern schon, dass man mal dabei ist. Das war neu für uns. Ich musste beim ersten Neujahrsempfang früher aus dem Urlaub zurück. Das hat mich mega genervt (lacht). Ich wusste ja gar nicht so recht, was das ist, dieser Neujahrsempfang. Aber: Das hat uns auch viele Möglichkeiten eröffnet. Allein die caritativen Schirmherrschaften der Mama. Sie hat uns mitgenommen und die vielen Gespräche, die man bei solchen Gelegenheiten führt, waren ein wahnsinniger Mehrwert. Man lernt, dass am Ende hinter jedem Namen und jeder Position immer nur ein Mensch steht. Susanne: Empfänge und schöne Kleider sind das eine. Aber das Spektrum der Gesellschaft ist viel größer. Wir sind mit Menschen in Berührung gekommen, die wir sonst vielleicht nie getroffen hätten.

Sie haben alle noch daheim gewohnt, als der Vater Ministerpräsident wurde. Was hat das in Sachen Personenschutz für die Familie bedeutet?

Andreas: Wenn er dabei war, hat man das gemerkt. Da waren dann zwei, drei Autos und viel Blaulicht – das war als kleiner Bub schon super aufregend. Wenn er nicht da war, hatten wir aber ein komplett normales Leben. Natürlich gab es technische Einrichtungen im Haus, aber Papa wollte nie, dass ständig Polizei vor dem Haus ist.

Und später als Bundesinnenminister?

Andreas: Ist es schon extremer geworden. Vor einem Jahr im Sommer war ich auf der Terrasse und plötzlich hat mich ein Polizist gefragt, ob ich mich ausweisen kann. Wir sind inzwischen seltener zu Hause, da kennen uns eben nicht alle Polizisten.

Der Politiker Horst Seehofer hat viele Höhen, aber auch Tiefen erlebt. Leidet man da als Kind mit – und kann man helfen?

Ulrike: Mitgelitten ja. Aber als Kind ist es schwer zu trennen, denn man kennt den Menschen ja privat. Man fühlt mit ihm und fragt sich: Muss das jetzt sein, dass so über ihn berichtet wird? Diese Verantwortung zu tragen wie er: Das stelle ich mir unglaublich schwierig vor.

Und trösten?

Ulrike: Trösten? Nein. Es liegt im Naturell vom Papa, Dinge mit sich selbst auszumachen.

Aber zu Hause wurde kontrovers über seine Arbeit diskutiert?

Susanne: Jeder hat politisch eine Meinung. Und die kann kontrovers sein. Aber es ist leicht, seine Meinung zu sagen, wenn man nicht in der Verantwortung steht. Der Papa hat immer fundierte Argumente, er macht das alles ja nicht aus einer Laune heraus. Andreas: Niemand liest gerne unschöne Sachen über den Vater. Die Kommentare in der Flüchtlingspolitik gingen ja meist in Richtung herzlos. Ohne Zweifel hat er Fehler gemacht, niemand ist ohne Fehler. Aber was man ihm nicht vorwerfen kann, ist, dass er kein Herz hat. Da leidet man schon mit, wenn er so hingestellt wird.

Meidet man in so einer Zeit Nachrichten?

Ulrike: Ja Susanne: Ich schon. Andreas: Ich lese viel Tageszeitung. Aber während des Asylstreits habe ich das tatsächlich vermieden, weil ich gemerkt habe, dass es mir selbst nicht gut tut.

Es gab in dieser Zeit auch Illoyalität aus der CSU Horst Seehofer gegenüber.

Andreas: Wenn jemand, der mit ihm Karriere gemacht hat, öffentlich sagt, Horst Seehofer sehe ziemlich krank aus, tut das weh. Darüber ärgert man sich, das muss man nicht verhehlen. Aber so hart es ist: So ist das politische Geschäft, vieles wird öffentlich ausgetragen. Darum muss man nach vorne schauen.

Während der Schlammschlacht 2007 um den Parteivorsitz kam die Bild-Zeitung plötzlich mit der Geschichte der außerehelichen Affäre raus. Haben Sie jemals Kontakt aufgenommen zu Ihrer Halbschwester?

Andreas: Bei allen Familien gibt es Höhen und Tiefen. Es gab Diskussionen zu fünft, die nicht einfach waren. Aber letzten Endes sind wir zu fünft als Familie gestärkt aus der Sache raus. Und ich finde, das ist Privatsache. Ulrike: Da hat sich was formiert unter uns, was zu einem starken Band wurde und uns am Ende zusammengeschweißt hat.

Was ist die größte Stärke von Horst Seehofer?

Ulrike: Bodenständigkeit. Er weiß, wo er herkommt und hat nie abgehoben. Beim schicken Italiener fragt er nach Pizza Salami und Spezi. Er ist wirklich unkompliziert, total easy. Susanne: Unser Papa hat eine unheimliche Disziplin und Nervenstärke: Das hat er uns mitgegeben: Du schaffst alles, wenn du hart dafür arbeitest. Andreas: Er ist sehr empathisch, kann sich gut auf Menschen einlassen, versteht ihre Probleme. Und er hat ein großes Herz, auch für seine Mitarbeiter, Gerade wenn es um die Gesundheit geht.

Und die Schwächen?

Ulrike: Er ist ungeduldig. Susanne: Und ein bisschen ein Eigenbrötler. Es gab schon Momente, wo man sich am Wochenende gedacht hat: Jetzt wäre doch Familienzeit. Andreas: Kommunikation ist eine Stärke, aber auch eine Schwäche. Manchmal entzieht er sich, könnte manche Dinge besser erklären. Susanne: Im letzten Jahr hat sich das aber ein bisschen gewandelt und ich wünsche ihm, dass das so bleibt, dass er mehr Nähe zulässt.

Das hat man auch von treuen politischen Weggefährten gehört, dass es schwer ist, an Horst Seehofer ranzukommen.

Susanne: Das ist sein Naturell. Die Einzige, die wirklich an ihn rankommt, ist die Mama. Aber so war er schon immer, schon als die Mama ihn kennengelernt hat.

Sie sind beide Mutter geworden. Wie darf man sich Horst Seehofer als Großvater vorstellen?

Ulrike: Wenn wir ankommen, macht er selber die Tür auf. Das hat er bei uns Kindern nicht gemacht. Beim ersten Mal habe ich einen stolzen Opa gesehen, der mit leuchtenden Augen seinen Enkelsohn in Empfang nimmt. Klar ist er nicht der große Kinder-Entertainer (alle drei lachen), aber er ist sehr interessiert und fragt nach. Er ruft häufiger an – und es gibt Beschwerden, wenn keine neuen Fotos kommen. Ich glaube, in den Enkeln sieht er einen neuen Baustein seines Lebens in der Pension. Susanne: Als ich ihm die ersten Bilder geschickt habe, hat er gesagt: Ah, die sieht ja aus wie der Opa (Riesengelächter). Also: Das stimmt überhaupt nicht – aber wir haben ihn alle in dem Glauben gelassen.

Seine berühmte Eisenbahn im Ferienhaus in Schamhaupten. Kommt die jetzt wieder zum Einsatz?

Ulrike: Ich hab ihn gestern gefragt – und er hat das mit Ja beantwortet. An uns ging das Interesse an der Eisenbahn leider vorbei. Jetzt liegt seine Hoffnung auf den beiden Enkelkindern. Andreas: Ich kann mir vorstellen, dass er mit den Enkelkindern das nachholt, was er bei uns ein Stück weit verpasst hat. Zu sehen, wie sie aufwachsen. Aber das dauert noch ein paar Jahre. Ich denke, jetzt würden die die Bahn noch eher zerlegen.

Was wünschen Sie Ihrem Vater für den Ruhestand?

Ulrike: Lange Gesundheit und Zufriedenheit Und dass er mit sich im Reinen ist. Susanne: Dass wir drei, Mama, Papa und unsere Kinder und Partner zusammen Urlaub machen – und zwar jedes Jahr. Andreas: Ich wünsche ihm, dass er mit diesem wahnsinnigen Kapitel, das ihn über 40 Jahre begleitet hat, seinen Frieden macht und sieht, dass neben der Politik auch ein anderes, schönes Leben existiert.

Das Gespräch führten Georg Anastasiadis & Mike Schier. Zusammengefasst von Wolfgang Hauskrecht

Artikel 1 von 11