Viehscheid ohne Feier

von Redaktion

VON FREDERIK MERSI UND SABINE DOBEL

Immenstadt/Kempten – Saftiges Gras, Bergluft und Ausblick in die alpine Bergwelt: Zehntausende Rinder müssen in Bayern auf diese Vorzüge vorerst wieder verzichten. Die Bergbauern im Freistaat bringen ihre Tiere in diesen Tagen nach einem guten Bergsommer zurück ins Tal – coronabedingt erneut ohne große Viehscheid-Feste im Allgäu, die vor der Pandemie Zehntausende Besucher angezogen hatten.

„Das ist natürlich schade“, sagt der Geschäftsführer des Alpwirtschaftlichen Vereins im Allgäu (AVA) mit Sitz in Kempten, Michael Honisch. „Aber die Stimmen dazu unter den Alphirten sind geteilt.“ Zum einen sei die Organisation des Rinder-Abtriebs ohne die Besucher-Massen deutlich leichter und für das Vieh entspannter. „Diese Feste sind aber auch eine Wertschätzung der Arbeit der Alphirten und ein Teil der Allgäuer Identität. Außerdem ist das für den Tourismus praktisch eine Verlängerung der Hauptsaison.“ Feiern mit Festzelten, Musik und geschmückten Rindern werde es daher im kommenden Jahr wohl vielerorts wieder geben, sagt Honisch.

Bei den großen Viehscheiden im Allgäu werden laut Honisch nur gut ein Drittel der etwa 31 000 Rinder von Alpen ins Tal geführt. „Der Rest wird abseits des großen Trubels in die Betriebe gebracht“, sagt Honisch. Ähnlich gehen die Bergbauern in Oberbayern vor: In der Regel bringt jeder Betrieb seine eigenen Tiere von den dort Almen genannten Bergweiden ins Tal – so auch dieses Jahr.

Die rund 55 000 Rinder, die den Sommer am Berg verbringen durften, haben in beiden Regionen gute Monate hinter sich. Zwar habe der Bergsommer wegen des nasskalten Wetters für die Tiere auf den höher gelegenen Almen etwas verspätet begonnen, sagte Hans Stöckl, Geschäftsführer des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern. Doch der Sommer sei gut gewesen: „Es war den ganzen Sommer ausreichend Futter da.“ Auch im Allgäu zieht AVA-Geschäftsführer Honisch ein positives Bergsommer-Fazit für die rund 700 Alpen in der Region: „Die Tiere waren sehr zufrieden –und die Alphirten großteils auch.“

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