Bischöfliche Grabenkämpfe

von Redaktion

VON CLAUDIA MÖLLERS

Fulda/München – In einem sind sich die deutschen Bischöfe und die Gläubigen jedenfalls einig: Ein „Weiter so“ geht in der katholischen Kirche nicht. Aber welcher Weg der Kirche neue Glaubwürdigkeit und Vertrauen verschafft, darüber herrscht noch längst keine Einigkeit. Gestern sind die 68 Bischöfe und Weihbischöfe zu ihrer Herbstvollversammlung in Fulda zusammengekommen. Heftige Debatten sind zu erwarten, geht doch in der Beurteilung des „Synodalen Wegs“ in Deutschland ein regelrechter Riss durch die Bischofskonferenz. Auch die Haltung des Papstes zu dem Reformvorhaben wird unterschiedlich interpretiert.

„Wir wollen Handlungsoptionen entwickeln. Die Menschen sollen merken können, dass sich Wesentliches verändert in der Kirche“, versprach Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, gestern vor Beginn der Beratungen. Dabei sieht er in der Rolle der Frau in der Kirche „die entscheidende Zukunftsfrage“. Bätzing sagte wörtlich: „Wir wollen das auf die Ebene der Weltkirche bringen.“ Insgesamt wachse der Wunsch nach konkreten Ergebnissen. Es müsse schnell zu sichtbaren Veränderungen kommen. Der deutsche Reformprozess könne ein „Türöffner“ für den von Papst Franziskus eingeleiteten weltweiten „Synodalen Prozess“ werden.

Bätzing räumte aber auch ein, dass die Bischöfe in mehreren wichtigen Reformfragen weit auseinander liegen. So hatten im Vorfeld vor allem die bayerischen Bischöfe Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Stefan Oster (Passau) ihre Bedenken über den „Synodalen Weg“ in Deutschland geäußert.

Dieser Streit bereitet den katholischen Reformgruppen große Sorgen, die von „gezielten Störmanövern“ sprechen. Christian Weisner von „Wir sind Kirche“ sieht die Bischöfe am Scheideweg und in einer Leitungskrise. „Wir erwarten ein erneutes Versprechen, dass sich die Bischöfe zum ,Synodalen Weg‘ bekennen“, forderte der Dachauer. Das unterstützt auch die stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Professorin Agnes Wuckelt. „Viele Frauen haben die Geduld verloren. Immer mehr kehren der Kirche den Rücken. Es sind sogar über 80- und 90-Jährige, die austreten.“ Es sei nicht nur die Kirche der Bischöfe – „es ist auch unsere Kirche“.

Die Bewegung „Maria 2.0“ will auch in diesem Jahr anlässlich der Herbstvollversammlung für Gleichberechtigung und Glaubwürdigkeit in der katholischen Kirche auf die Straße gehen. Am Abschlusstag der Bischofsversammlung an diesem Donnerstag (23. September) ist unter dem Motto „Wir bleiben laut“ eine Demonstration in Fulda geplant. „Mit den Verbrechen des sexuellen und geistlichen Missbrauchs, mit der fehlenden Gleichberechtigung, der lebensfremden und diskriminierenden Sexualmoral, der Zölibatsverpflichtung, mit dem Klerikalismus und dem Machtmissbrauch ist übergroßes Leid verbunden“, erklärte die Reformgruppe. Nötig sei eine radikale und grundlegende Erneuerung der katholischen Kirche. Unterstützt werde die Demonstration von der Friedensbewegung „Pax Christi“ sowie „Wir sind Kirche“.

Auch die Entscheidung des Papstes, das Rücktrittsgesuch des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße nicht anzunehmen (wir berichteten), hatte viel Kritik ausgelöst. Bischof Bätzing äußerte Verständnis dafür. Es könne der Eindruck entstehen, dass ein Rücktritt aus moralischen Gründen nicht angenommen werde. Doch der Papst habe sich strikt an die neuen, verschärften vatikanischen Regeln gehalten. Heße habe keine willentliche Vertuschung begangen.

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