Bischöfe bleiben uneins

von Redaktion

VON CLAUDIA MÖLLERS

Fulda/München – Das offene Gesprächsklima bei den Beratungen der Deutschen Bischofskonferenz hat Beate Gilles „positiv überrascht“. Erstmals war mit der 51-jährigen Theologin eine Frau während der kompletten Beratungen der 68 deutschen Diözesan- und Weihbischöfe dabei. Sie ist nämlich die neue Generalsekretärin der DBK und Nachfolgerin von Pater Hans Langendörfer. Weiter hat sie beeindruckt, „dass unterschiedliche Meinungen im Raum stehen bleiben und erst einmal ausgehalten werden“. Was Gilles auf der Abschluss-Pressekonferenz gestern in Fulda betonte, kann so interpretiert werden, dass es zwischen den reformorientierten Bischöfen und den beharrenden Kräften kaum Annäherung gegeben hat. Zumal auch der Botschafter des Papstes, der Apostolische Nuntius Nikola Eterovic, in seiner Botschaft an die deutschen Bischöfe deutlich vor einem deutschen Sonderweg gewarnt hat.

Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der DBK, hat sich unterdessen bemüht, zwischen den Blöcken zu vermitteln und gleichzeitig die Mitbrüder zu ermutigen, sich zu einer Erneuerung der Kirche zu bekennen. „Wer nach neuen Wegen für die konkrete Praxis der Kirche sucht, muss sich darüber vergewissern, aus welchen Quellen er die Orientierung auf diesen neuen Pfaden schöpft“, betonte der Limburger Bischof. Es gehe darum, die Kernanliegen der Kirche von ihrem Ursprung her in eine neue Zeit zu tragen. Das dürfe weder auf eine „zeitgeistige Selbstverlorenheit noch auf ein ängstlich-traditionalistisches Sich-in-sich-selbst-Verschließen hinauslaufen“, mahnte Bätzing. Vielmehr gelte es, „die Zeichen der Zeit im Licht des Evangeliums zu deuten“. Es gehe nicht um der Versuch einer Verwaltungsreform – der Synodale Weg müsse aus den geistlichen Quellen schöpfen.

„Die unterschiedlich profilierten Bischöfe in der Bischofskonferenz sind hier nicht in allem einer Meinung“, sagte Bätzing. Das sei aber offen ausgesprochen worden.

Die Glaubenskommission der Bischofskonferenz hatte einen kritischen Bericht zu den vorbereiteten Papieren des Synodalen Wegs präsentiert. „Geäußert wurden unter anderem Kritik an dem verbesserungsfähigen Sprach- und Darstellungsniveau und die Sorge, die Missbrauchskrise könne zum Ausgangspunkt für die Entwicklung einer der Kirche wesensfremden Sozialstruktur werden“, sagte Bätzing gestern. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer habe vor seinen Amtsbrüdern betont, dass Veränderungen auf das Ziel ausgerichtet sein müssten, „die Kirche in ihrem Wesenskern zu stärken, sie zur Verkündigung zu befähigen und Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen“. Es dürfe auch künftig keinen Gegensatz zwischen Weihe und Leitung geben – eine solche Trennung aber fordern einige der Reformer.

Wenn kommende Woche am Donnerstag die Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt zusammenkommt, sind heftige Debatten zu erwarten. Einen Vorgeschmack boten Reforminitiativen, die auch gestern in Fulda unter dem Motto „Wir bleiben laut“ für Gleichberechtigung, Glaubwürdigkeit in der Kirche und Gerechtigkeit demonstrierten.

Keine Entscheidung gab es während der Bischofskonferenz über die Zukunft des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki. Bätzing erklärte: „Köln war in der Tat kein Thema in der Bischofskonferenz aus dem schlichten Grund, weil es keine neuen Nachrichten gibt.“ Man warte auf eine Entscheidung aus Rom: „Ich habe nichts zu sagen.“

Dem durch Vorwürfe zum Umgang mit Missbrauch unter Druck geratenen Hamburger Erzbischof Stefan Heße sagte der DBK-Vorsitzende „alle Unterstützung“ zu. Es sei wichtig, dass nun wieder Vertrauen wachsen könne. Heße hatte dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Doch Franziskus hatte das Angebot am vergangenen Freitag abgelehnt.

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