Frankfurt/München – Unter den katholischen Bischöfen zeichnet sich eine mehrheitliche Zustimmung für Reformen ab, die eine Macht- und Gewaltenteilung in der Kirche zur Folge hätten. Bei der zweiten Synodalversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt fand am Freitag ein grundlegender Text in erster Lesung eine große Mehrheit, der demokratische Strukturen für die kirchlichen Strukturen fordert. Von 215 Stimmberechtigten, darunter 66 Bischöfe, stimmten 164 für den Text, 30 dagegen, und acht enthielten sich.
Unter denen, die in der vorangegangenen Aussprache angekündigt hatten, gegen den Text zu stimmen, war auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der als scharfer Kritiker des Reformdialogs zwischen Bischöfen und Laien gilt. Der Text habe „erhebliche theologische Mängel“, sagte er in der Synodalversammlung. Voderholzer hatte zuvor beantragt, einen Alternativtext, den er mit weiteren Kritikern gemeinsam verfasst hatte, als neue Diskussionsgrundlage zuzulassen. Die Sakramentalität der Kirche werde zu wenig beachtet. Der Text versuche, „Kirche neu zu erfinden“. Dieser Antrag wurde mit deutlicher Mehrheit von 162 Stimmen abgelehnt. Johannes Norpoth, einer der Sprecher des Betroffenenbeirats der Bischofskonferenz, widersprach dem Regensburger Bischof vehement. Die Äußerungen Voderholzers blendeten die Opfer aus – „und das kann nicht sein“.
Eine spannende Diskussion wurde über den Umgang mit Macht und Machtmissbrauch geführt. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sprach sich zwar für eine Kontrolle der bischöflichen Macht aus, äußerte aber Bedenken bei der Frage einer möglichen Begrenzung der Amtszeit auch von Bischöfen. Er könne sich nicht vorstellen, als Bischof „Wahlkampf“ zu machen, sagte er. Die Erfurter Theologieprofessorin Julia Knop betonte, der gute Wille zu mehr Partizipation von Laien reiche nicht – es werde Rechtssicherheit der strukturierten Beteiligung der Gläubigen gebraucht. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx warnte, die Kirche dürfe „nicht unter dem Niveau bleiben, das sie in der katholischen Soziallehre von anderen fordert“ – etwa in Bezug auf den Respekt vor den Menschenrechten. Eine Vertreterin der konservativen Bewegung „Maria 2.0“ beklagte eine „Machtübernahme durch Laien“. Priester würden ausgebremst, weil Gremien das Leben in der Pfarrei bestimmten. Die Beratung über einen Text, wonach Laien bei der Berufung von Bischöfen beteiligt werden wollen, wurde vertagt.
Über Grundzüge für Veränderungen in der katholischen Sexuallehre hat sich die Versammlung indes verständigt. Reformbedarf wird etwa formuliert bei der Frage der Verhütung. Plädiert wird auch dafür, dass sich homosexuelle Paare sowie wiederverheiratete Geschiedene „unter dem ausdrücklich von der Kirche zugesprochenen Segen Gottes gestellt sehen können“. In der Debatte zu dem Grundtext sprachen mehrere Synodale von einem „Paradigmenwechsel“. Zugleich wurde darauf verwiesen, dass es vielfach keine einfachen Lösungen gebe, konservative und liberale Vertreter aber im Ringen um Reformen nicht zu Feinden geworden seien.
Zur Weiterarbeit reicht eine einfache Mehrheit in der ersten Lesung. In der zweiten Lesung, die Anfang Februar 2022 beim dritten Treffen erfolgen soll, ist sowohl eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Delegierten als auch eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe nötig, damit Reformen verabschiedet werden. epd/kna/cm