Ein Pakt für Bayerns Streuobst

von Redaktion

VON KATRIN WOITSCH

München – Es dauert nur ein paar Spatenstiche, schon ist der Kirschbaum eingepflanzt. Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Norbert Schäffer vom Landesbund für Vogelschutz und Bund-Naturschutz-Vorsitzender Richard Mergner greifen gemeinsam zu den Gießkannen. Dass die drei so harmonisch einen Streuobstbaum pflanzen würden, war vor ein paar Monaten noch alles andere als denkbar. Damals drohten die Naturschützer sogar damit, vor Gericht zu ziehen, weil die Staatsregierung den Biotopschutz für Streuobstwiesen aufgeweicht hatte.

Diese Popularklage ist nun erst mal vom Tisch – genau wie der Konflikt. Der ehemalige Landtagspräsident Alois Glück (CSU) hatte die Moderation für einen Runden Tisch übernommen. Gestern präsentierten Politiker und Naturschützer gemeinsam ihren Streuobstwiesen-Pakt für Bayern. Bayern will dafür viel Geld in die Hand nehmen. Bis 2035 sollen 600 Millionen Euro in Streuobstwiesen investiert werden – in die aufwendige Pflege der fünf Millionen bestehenden Bäume und für die Pflanzung von einer Million weiteren. Diese neuen Streuobstwiesen sollen am Ende eine Fläche von 17 000 Fußballfeldern ausmachen. Das Geld dafür kommt zur Hälfte vom Freistaat, zur anderen Hälfte von der EU und vom Bund. Davon sollen auch mehrere Dutzend Arbeitsplätze in Umwelt- und Landwirtschaftsverwaltung finanziert werden, um die Mittel sinnvoll einzusetzen.

Mit rund 5000 Tier- und Pflanzenarten gehören Streuobstwiesen zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Sie seien für Bayern das, was für Australien die Korallenriffe sind, betonte Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler). „Viele der bestehenden Streuobstbäume sind so alt, dass sie verloren gehen würden, wenn wir nicht gegensteuern.“ Auch den Verbrauchern müsse klargemacht werden, dass ein Streuobstapfel anders aussehe als ein Supermarktapfel, sagte Glauber. „Dafür schmeckt er toll.“

Auch BN-Chef Mergner hofft, dass Streuobst in vielen Kantinen und Schulen wieder Alltag wird. Er freute sich, dass das Volksbegehren nun zu dieser Allianz geführt habe, die den Trend aufhalten könne. Seit den 1960er-Jahren sind in Bayern rund 70 Prozent der Streuobstbestände verloren gegangen. „Der Pakt ist Grundlage dafür, den Rückgang aufzuhalten“, betonte auch LBV-Vorsitzender Norbert Schäffer. Zum Schutz der Bestände sieht der Pakt auch ein bayernweites Monitoring, spezielle Förderungen für die Flächen sowie die zur Bewirtschaftung notwendigen Maschinen und Anlagen vor. „Es hätte nicht gereicht, die Streuobstwiesen nur unter Schutz zu stellen“, bilanzierte Alois Glück. „Der Pakt geht weit darüber hinaus. Und die Verbände werden die Umsetzung genau verfolgen.“

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