Würzburg – Nach der Messerattacke vor einem Woolworth in Würzburg verdichteten sich zunächst die Hinweise, der Täter habe aus islamistischen Motiven gehandelt. Zeugen wollen während des Messerangriffs zweimal den Ausruf „Allahu Akbar“ („Gott ist groß“) gehört haben. Zudem soll der später mit einem Polizeischuss gestoppte Flüchtling im Krankenhaus einen Hinweis auf den Dschihad – also den „Heiligen Krieg“ – gegeben haben.
Doch vier Monate nach der Tat, bei der drei Frauen starben, fünf Personen lebensgefährlich und vier leicht verletzt wurden, hat sich all dies nicht erhärten lassen. Vielmehr ist der Mann nach psychiatrischer Einschätzung schuldunfähig. Die beiden im Ermittlungsverfahren beauftragten Sachverständigen kämen unabhängig voneinander jeweils zu diesem Ergebnis, teilten das Bayerische Landeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft München mit. Die Ermittler betonten am Freitag, die Einschätzung als schuldunfähig bedeute nicht, dass es Zweifel an der Täterschaft des Mannes gebe oder er unschuldig sei. Er war am 30. September vernommen worden und hatte dabei den Tatablauf detailliert geschildert.
Mit dem neuen Gutachten spricht nun vieles dafür, dass es gegen den 32-Jährigen ein sogenanntes Sicherungsverfahren – wahrscheinlich vor dem Landgericht Würzburg – geben wird. Bis Ende des Jahres wolle die Generalstaatsanwaltschaft München die dauerhafte Unterbringung in einer geschlossenen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses beantragen, teilten die Ermittler mit. In so einer Einrichtung ist der Beschuldigte jetzt schon. „Er macht mittlerweile einen guten Eindruck, ist psychisch gefestigt“, sagte sein Rechtsanwalt Hanjo Schrepfer. „Er ist medikamentös gut eingestellt.“
Mittlerweile kam auch heraus: Der Somalier ist nicht 24 Jahre alt, wie er bei seiner Ankunft in Deutschland 2015 erklärt hatte. Sondern schon 32. Er wohnte vor der Tat in einer Obdachlosenunterkunft. mm/lby