Holzkirchen – „DB Netz hat das Oberland lahmgelegt, Fahrgäste tun uns leid“ – unter dieser Überschrift beschwert sich die Bayerische Regiobahn bitter über die Deutsche Bahn. Grund des ungewöhnlich scharfen Disputs der beiden Bahnunternehmen sind kurzfristige Bauarbeiten und Verzögerungen auf dem Netz der Regiobahn, also auf den Strecken von Holzkirchen (Kreis Miesbach) südwärts Richtung Bayrischzell, Lenggries und Schliersee. „Uns reicht es jetzt“, erklärt der BRB-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann, nachdem die Bahn eine Dauerbaustelle bei Holzkirchen täglich verlängert hatte. Der Höhepunkt war am Donnerstag. Da baute DB Netz offenbar ohne weitere Ansage mehrere Weichen aus – „was zur Folge hatte, dass der Zugverkehr im Oberland zum Erliegen kam“, wie Schuchmann feststellt.
Leidtragende sind die Fahrgäste wie zum Beispiel der Miesbacher Pendler Thomas Eichacker. In einer Zuschrift an unsere Zeitung schildert er, wie er am Donnerstagabend entnervt zwischen Donnersbergerbrücke, Harras, Haupt- und Ostbahnhof hin und her geirrt war – immer auf der Suche nach dem richtigen Abfahrtsbahnhof für seinen Zug heimwärts. Weder die App noch eine offenbar überforderte BRB-Hotline konnten helfen – seinen Zug fand Eichacker erst nach längerer Suche. Was für ein „DB-BRB-Chaos“, schimpft der Pendler.
Die Bayerische Regiobahn weist alle Schuld von sich und spottet bitter über die Bahn: „Was dazu geführt hat, dass sämtliche Gleise in Holzkirchen bis auf eines gleichzeitig unbenutzbar gemacht worden waren, bleibt ein Geheimnis der Planungskoryphäen der DB Netz“, betont Schuchmann. Er ärgert sich nicht nur über den Ausbau der Weichen, sondern auch über eine unpräzise Vorhersage der Bahn: Sie könne nicht einmal mitteilen, ob drei dringend notwendige Weichen bis Montag wieder eingebaut würden. Realistischerweise sei das aber wohl erst bis Donnerstag möglich.
Daher warnt die BRB auch Ausflügler am verlängerten Wochenende und den Herbstferien. Wie schon seit Wochen sei auch jetzt wieder mit rappelvollen Zügen, mit Zugausfällen und Verspätungen zu rechnen. Zumindest einen Stundentakt auf allen drei Ästen ins Oberland soll es aber geben – das wären halb so viele Zugfahrten wie gewohnt.
Die Bahn versucht erst gar nicht, die Lage schön zu reden. Die Bauarbeiten seien für eine „zukunftsfeste Infrastruktur“ notwendig. Aber die „massiven Einschränkungen“ seien Fakt, erklärt eine Sprecherin. Bei der Bauausführung wie auch bei der Information „sind wir unserem Anspruch zuletzt nicht gerecht geworden“. dw