Mit dem E-Bus auf den Berg

von Redaktion

Regionalverkehr Oberbayern plant Projekt für Kehlsteinhaus

Berchtesgaden – Die Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO) plant, die Kehlsteinlinie künftig mit Elektrobussen zu befahren. Im August und im Oktober waren mehrere Testfahrten mit Elektrobussen durchgeführt worden. Bei der RVO zeigt man sich mit dem Ergebnis zufrieden.

Der Weg nach oben führt über eine im Jahr 1938 fertiggestellte schmale Straße, die sich an der Südseite des Kehlsteins entlang schlängelt. Der 6,5 Kilometer lange Weg führt durch fünf Tunnel, den Reck-, Martinswand-, Gams-, Hirsch- und Schwalbennesttunnel, und überwindet dabei einen Höhenunterschied von etwa 700 Metern, ehe dieser am Buswendeplatz auf knapp 1700 Höhenmetern endet.

„Im August und im Oktober fanden Testfahrten statt“, bestätigt RVO-Niederlassungsleiter Andreas Datz auf Nachfrage. Im August wurde überprüft, ob die neuen Busse, die von MAN gebaut werden, „ohne Probleme durch die Tunnels kommen“. In einer zweiten Bewährungsprobe im Oktober sei im „reellen Echtbetrieb“ mit einem Elektro-Niederflurbus gefahren worden, zwölf Meter lang und Platz für rund 78 Personen auf den Steh- und Sitzplätzen. Die Busse wurden dabei beladen. Einige Testfahrten konnten im Laufe eines Vormittags absolviert werden.

Die Herausforderung bei der Kehlsteinstrecke ist die Überwindung der 700 Höhenmeter: Betrug die Fahrzeit im Jahr 1952 noch satte 35 Minuten, sitzen die Gäste heutzutage nur noch rund 15 Minuten im Niederflurbus. Der Testbetrieb sei „sehr erfolgreich“ gewesen, sagt Datz zufrieden. „Uns war wichtig, wie die Busse die Herausforderung bewältigen, wenn sie ausschließlich auf einer Bergstrecke unterwegs sind. Wir wollten auch herausfinden, wie es sich mit der Rekupperierung verhält.“ Bei der Rekupperierung werden Bremsenergien in den Stromkreislauf zurückgeführt.

Rund 400 000 Gäste nutzen jedes Jahr die Möglichkeit, mit dem Bus auf den Kehlstein zu fahren – hoch zum in der NS-Zeit gebauten Kehlsteinhaus. Die Engländer nennen es auch „Eagle’s Nest“ – Adlernest. Trotz der NS-Vergangenheit hat der Bau nichts von seiner Anziehungskraft verloren.

Rund 150 000 Kilometer werden mit den Bussen pro Jahr zurückgelegt. Ende 2018 zählte man den 16-millionsten Fahrgast. Bei der RVO plant man bereits im kommenden Jahr Probefahrten im Realbetrieb mit Menschen. Der Zweckverband will das Ereignis marketingtechnisch groß aufhängen, wie es aus dessen Umfeld heißt. Tatsächlich könnte die Elektrifizierung der Kehlsteinstraße Signalwirkung für weitere Linien mit sich bringen. Allerdings sieht sich Andreas Datz noch mit großen Herausforderungen konfrontiert. „Wir können es uns zwar vorstellen, auf Elektrobusse umzustellen“, sagt Datz, aber dafür sei auch eine entsprechende Infraladestruktur notwendig am Standort in Berchtesgaden. „Wenn wir komplett umstellen wollen, sagen wir mal in den nächsten zehn Jahren, dann müssten wir 30 Busse laden können.“ Die Frage sei, wo man diese Busse abstellen kann – und vor allem müsste geklärt werden, wie dies alles finanziert werden soll. Elektrobusse sind doppelt so teuer wie gewöhnliche Linienbusse, mit mindestens 600 000 Euro rechnet man bei der RVO – pro Bus.

„Die Förderung und wer die Mehrkosten übernimmt, das werden die entscheidenden Punkte sein“, sagt Andreas Datz. Vor 30 Jahren gab es in Berchtesgaden bereits ein Förderprojekt mit einem Elektrobus, der in Berchtesgaden seine Runden drehte. Dann lief die Förderung aus, das Projekt wurde eingestellt, sagt Datz. Nun der Neuanfang: „Der Klimawandel schreibt es uns vor, dass wir aktiv werden“, sagt der Niederlassungsleiter der RVO. Mit der Elektrifizierung der Kehlsteinlinie könnten die Touristiker zumindest ein Signal setzen. KILIAN PFEIFFER

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