Protest gegen „Bergwelt“

von Redaktion

Event-Projekt am Grünten: Rodung und Versiegelung droht

Sonthofen – Im Allgäu will eine Investorenfamilie ein in die Jahre gekommenes Skigebiet erneuern und die Seilbahnen für den ganzjährigen Betrieb ausbauen. Doch Kritiker laufen Sturm gegen das Projekt. Eine Flut an Einwänden soll dabei nicht der letzte Schritt gewesen sein. Gegen die umstrittenen Pläne für eine „Bergwelt“ mit neuen Liften und Beschneiungsanlagen am Grünten liegen mehr als 2000 Einwände aus der Bevölkerung vor, unter anderem Zusendungen einer Bürgerinitiative, die sich gegen die Pläne einer regionalen Investorenfamilie am Berg ausspricht.

Während die Einwände nun ausgewertet werden, läuft die Beteiligung von Behörden und Verbänden zu dem Projekt. „Die Auswertung kann ergeben, dass die Antragsunterlagen geändert oder ergänzt werden müssen“, sagte ein Behördensprecher. Auch in diesem Falle werde anschließend erneut die Öffentlichkeit beteiligt.

Die Pläne für die „Bergwelt“ am rund 1700 Meter hohen Grünten – dem „Wächter der Bergwelt“ – haben in der Region heftige Diskussionen ausgelöst. Naturschutzverbände und eine Bürgerinitiative befürchten, dass ihr idyllischer Hausberg von Tagestouristen überrannt wird, zumal beim Ausbau der Lifte auch beispielsweise eine Zehner-Gondelbahn geplant sei.

Laut Bund Naturschutz sollen für den Bau mehr als 5,5 Hektar Fläche versiegelt und 3,3 Hektar Bergwald gerodet werden. „Damit stellt das Vorhaben eine Natur-Zerstörung von überregionaler Bedeutung dar.“ Der Verband prüfe deshalb, juristisch gegen das Projekt vorzugehen.

Auch der Deutsche Alpenverein (DAV) fordert eine Änderung der Pläne. „Für die Gondel soll eine neue Trasse angelegt werden, der Parkplatz, ein Parkhaus und die Talstation der Bahn sind an einem neuen Standort geplant“, sagt Steffen Reich, Leiter des Ressorts für Naturschutz. „Das bedeutet unnötige Rodungen und Flächenversiegelungen – und das in einem Landschaftsschutzgebiet.“ Zudem sei eine Beschneiung des niedrig gelegenen Skigebiets „weder ökologisch noch ökonomisch vertretbar“.

In Rettenberg (Kreis Oberallgäu), wo der Ausbau erfolgen soll, hatte sich der Gemeinderat mehrheitlich für das Projekt ausgesprochen. Inzwischen haben sich sowohl eine Bürgerinitiative für als auch eine gegen die Pläne formiert. Die Investorenfamilie betreibt in der Nähe des Grünten am Alpsee bereits eine „Bergwelt“, unter anderem mit Kletterwald und Sommerrodelbahn. 2019 übernahm sie die Skilifte am Grünten, die seit 2017 stillstanden, und stellte ein Konzept zur Modernisierung vor. Zunächst wollten die Planer auch hier eine Art Sommerrodelbahn errichten, rückten aber nach massiver Kritik von dieser Idee ab.   dpa

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