Rettungsspreizer als begehrtes Diebesgut

von Redaktion

Puchheim – Johann Eitzenberger ist besorgt. Als Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbands hört er immer wieder von Rettungsspreizer-Diebstählen. „Drei Fälle sind mir bisher bekannt“, berichtet er. Zuletzt entwendeten Diebe in Puchheim (Landkreis Fürstenfeldbruck) in der vergangenen Woche einen Rettungsspreizer (wir berichteten). Von den Tätern fehlt bislang jede Spur. Nicht nur der materielle Schaden sei ärgerlich, sagt Eitzenberger. „Wir benötigen die Spreizer, um Menschenleben zu retten.“

Mit den meist akkubetriebenen Spezialwerkzeugen lassen sich in Sekundenschnelle klemmende Autotüren aufbrechen oder dicke Metallstreben durchtrennen. Das wissen nicht nur die Feuerwehrleute zu schätzen – sondern auch Einbrecher. Die Vorfälle häufen sich deutschlandweit, seit die Feuerwehr auf akkubetriebene Geräte setzt, die – anders als bei hydraulischen Spreizern – von nur einer Person benutzt werden können. So sollen die Juwelendiebe in Dresden die Fenstergitter des Museums Historisches Grünes Gewölbe mit einer massiven hydraulischen Schere geöffnet haben. Und im Oktober 2018 brachen mehrere Räuber mit einem Spreizgerät einen Geldtransporter nahe dem Berliner Alexanderplatz auf. Auch Bankschließfächer und Geldautomaten werden mit diesen Geräten immer wieder gewaltsam geknackt. Im März diesen Jahres wurde vermutlich ein Geldautomat in Aresing (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) mit einem Rettungsspreizer aufgebrochen.

Früher präsentierten viele Feuerwehren stolz ihre Gerätschaft. Inzwischen herrscht eher Stillschweigen über Neuanschaffungen – um potenzielle Diebe nicht darauf aufmerksam zu machen. Denn während man Wertsachen in einem Tresor vor Einbrechern schützen kann, werden die akkubetriebenen Rettungsspreizer immer an der selben Stelle im Einsatzwagen gelagert – damit es bei einem Notfall nicht zu Verzögerungen kommt. Und das wissen auch die Diebe.

Die bayerische Polizei ist sensibilisiert. Das Landeskriminalamt fordert die Feuerwehren deshalb in einem Schreiben dazu auf, sich bei Neuanschaffungen bedeckt zu halten: „Wir möchten Sie bitten, Ihre Öffentlichkeitsarbeit zu überdenken und auf Berichte über Neuanschaffungen dieser und ähnlicher Geräte zu verzichten.“

Das wird vielerorts bereits so gehandhabt. „Wir sind dazu übergegangen, dass bei der Fahrzeugsegnung nicht mehr der detaillierte Steckbrief des neuen Fahrzeugs verlesen wird, so wie es früher Tradition war“, berichtet beispielsweise der Starnberger Kreisbrandrat Peter Bauch. So wie es eben auch nicht klug sei, auf Facebook zu posten, dass man in den Urlaub fahre, betont er. Auch der Erdinger Kreisbrandrat Willi Vogl sagt nur, dass es in seinem Landkreis etwa 25 Rettungspreizer gibt – wo, möchte er aber nicht sagen.

Das Problem: Viele Feuerwehrhäuser sind abgelegen am Ortsrand, das erleichtert Einbrüche. „Licht schreckt ab“, betont das Landeskriminalamt. „Eine mit Bewegungsmeldern gesteuerte Außenbeleuchtung erhöht das Entdeckungsrisiko für Täter.“ Daher sollten Lampen und Bewegungsmelder außerhalb angeordnet werden. „Es besteht Handlungsbedarf“, sagt auch Feuerwehr-Chef Eitzenberger. Er hofft, dass viele Kommunen ihre Gerätehäuser einbruchsicher ausstatten. VON STEPHANIE EBNER

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