Anwohner verklagen Gemeinde wegen Glockenschlag

von Redaktion

Eschenlohe – In Eschenlohe (Kreis Garmisch-Partenkirchen) eskaliert ein Streit um den nächtlichen Glockenschlag. Zwei Anwohner haben den Bürgermeister und den Gemeinderat nun angezeigt – wegen Körperverletzung. „Unfassbar“, kommentiert das Bürgermeister Anton Kölbl (CSU). Er hat kein Verständnis dafür.

Der Streit um den nächtlichen Schlag der Glocken von St. Clemens schwelt bereits seit einem Jahr. Sie zeigen auch nachts jede Viertelstunde an. Wegen eines Defekts waren die Glocken vorübergehend verstummt. Nach der Reparatur ging der Ärger los. Zwei Anwohner, „Ur-Einheimische“ wie es heißt, fühlen sich durch den Glockenschlag massiv in ihrer Nachtruhe beeinträchtigt. Sie forderten, dass die Glocken zwischen 22 und 5.30 Uhr schweigen sollen. Der Gemeinderat hielt aber stets an der Tradition fest. „Wer bei uns lebt, muss sich mit unseren Gegebenheiten arrangieren“, findet Kölbl.

Dennoch gab die Gemeinde im Sommer ein schalltechnisches Gutachten in Auftrag. Ergebnis: Die nächtlichen Grenzwerte wurden leicht überschritten. Der Gemeinderat ließ deshalb bereits vier Lärmschutzvorhänge für die Turmöffnungen einbauen. Außerdem wurde eine Firma damit beauftragt, ein weiteres Schlagwerk für die Nacht zu installieren, das Grenzwerte einhält. Es kostet insgesamt 14 000 Euro und soll noch dieses Jahr geliefert werden.

Doch im September erstatteten die Anwohner die Anzeige. Ihr Anwalt verweist auf „mehrfache Aufwachreaktionen“, die Schlafqualität leide. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren allerdings bereits eingestellt. Es gebe keine Anhaltspunkte für gesundheitliche Schäden durch den Glockenschlag. Pfarrer Siegbert Schindele hofft, dass nun wieder Friede einkehrt in Eschenlohe. Er will ausloten, ob es Sinn macht, die Anwohner zu einem versöhnlichen Gespräch zu treffen.  sj

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