Mittenwald – Es ist Freitagabend, 17.37 Uhr, als der Piepser der Mittenwalder Bergretter Alarm schlägt. Zwei Bergsteiger aus München hatten einen Notruf abgesetzt, weil sie auf einem Felsvorsprung gut 600 Meter Luftlinie von der 2372 Meter hohen Linderspitze standen und bei teilweise brusthohem Schnee weder vor noch zurück kamen. Letzter Ausweg: Bergwacht.
Dabei sind die beiden eigentlich erfahrene Bergsteiger. Sie hatten ihre Tour früh morgens um 5 Uhr begonnen. Über den Gerber-Südwestgrat und den Mittenwalder Klettersteig wollten sie zur Bergstation gehen und über das Dammkar zurück ins Tal. Doch wegen des Schnees zog sich die Tour hin, gegen 17 Uhr wurde es dunkel – und schließlich kamen die beiden trotz guter Ausrüstung nicht weiter.
Zum Glück reagierten die Mitarbeiter der Karwendelbahn sofort – und nahmen die eigentlich wegen Revision geschlossene Seilbahn sofort in Betrieb. Gegen 18.30 Uhr war die erste Einsatzgruppe mit acht Helfern auf der Bergstation, eine zweite Mannschaft folgte. Die Retter kämpften sich gut eine Stunde lang über den Klettersteig bis zu den Verstiegenen durch. Mit einer 400 Meter langen Seilsicherung brachten die Bergretter sich und die beiden Münchner sicher zurück zur Bergstation. Die beiden Bergsteiger kamen mit dem Schrecken davon.
Obwohl sich die Wandersaison dem Ende neigt, war es nicht der einzige Einsatz für die Bergretter am Wochenende. Von der Tutzinger Hütte an der Benediktenwand musste am Samstagabend eine unterkühlte Wandergruppe gerettet werden (wir berichteten). Und auch an der Zugspitze kam es zu zwei größeren Einsätzen: Am Freitagabend musste die Bergwacht Ehrwald auf österreichischer Seite einen 39-jährigen abgestürzten Gleitschirmflieger aus München bergen. Er war mit zwei Freunden unterwegs gewesen, hatte aber mit heiklen Rückenwind-Bedingungen zu kämpfen und stürzte in unwegsames Gelände ab. Er wurde mit einem Schädel-Hirn-Trauma und einer zertrümmerten Kniescheibe ins Innsbrucker Klinikum geflogen.
Zwei polnische Bergsteiger setzten am Sonntag ebenfalls auf der österreichischen Seite der Zugspitze einen Notruf ab. Sie hatten zuvor die Nacht über auf dem Berg biwakiert, weil sie den Abstieg wegen schlechten Wetters am Samstag nicht mehr geschafft hatten. Als am Sonntag keine Besserung eintrat, riefen sie Hilfe. Allerdings wartete nur einer der beiden auf die Bergrettung. Der andere wollte selbst absteigen, weil er keine Bergeversicherung hatte. Die Bergretter mussten den völlig erschöpften Mann regelrecht einfangen und brachten ihn mit seinem Kollegen ins Tal. joho/we/mm