Kreativität für kleine Patienten

von Redaktion

Logopädin geht ungewöhnliche Wege, um Kindern und Jugendlichen zu helfen

VON EVA STÖCKERL

Oberschleißheim – „Wenn du malen kannst, was du dir vorstellst, kannst du dir all deine Träume erfüllen“ – diese Weisheit gibt Ute Litters-Wagatha allen Kindern mit, denen sie als Logopädin hilft. Sie weiß aus eigener Erfahrung, dass das stimmt. Schon als kleines Mädchen wünschte sie sich ein Klavier – heute steht ein Flügel in ihrem Wohnzimmer. Im ersten Lockdown hat sie sich mit einem weißen Pony beschenkt. Und auch vier Bücher hat sie bereits veröffentlicht, handgeschrieben und handillustriert. Ute Litters-Wagatha setzt ihre Träume um – und ihre Schützlinge profitieren davon.

Sie arbeitet seit über 30 Jahren als Stimm- und Sprachtherapeutin im Münchner Raum. Wenn sie mit ihren Klienten im Schul- und Vorschulalter Geschichten liest, merkt sie sehr schnell, wo es hakt. „Die Kinder können gut lesen, aber viele verstehen den Inhalt nicht.“ Ule Litters-Wagatha lässt sie nacherzählen und forscht gemeinsam mit ihnen nach Zusammenhängen. In der Therapie spürt sie auch, wie sehr den Heranwachsenden während des Lockdowns ihr Alltag und der Kontakt zu Freunden fehlte. Dann kommt die „neugierige Hexe“ ins Spiel. Diese Figur hat sie aus ihrer Heimat, dem Hexental im Breisgau, mitgebracht. Das Hexlein sieht bei den Ausritten mit dem Besen sehr viel. Und das wird der Stoff für ihre nächste Geschichte.

Mit dem Geschichtenschreiben und -malen fing Litters-Wagatha für ihre kleinen Söhne an, das ist jetzt fast 30 Jahre her. Erst vor zwei Jahren verwandelte der Münchener Lincom-Verlag die losen Blätter in ein Bilderbuch. Auf ihrer abenteuerlichen Reise zu Sonne und Mond erkennt die Hexe, wie lebenswert die Erde ist und dass man auf sie aufpassen muss. Dem einsamen Jungen, der oft in der Schule gemobbt wird und im Lockdown nachts am Computer spielt, schickt sie ein weißes Pony vorbei. Das zeigt dem Bub, wie er sich bei den Mitschülern Respekt verschafft und wie er ihre Freundschaft gewinnt. Spielerisch will die Autorin ihren Lesern vermitteln, dass es oft nicht um das Große geht, sondern um die kleinen, machbaren Dinge.

Ute Litters-Wagatha ist eine sehr kreative Frau. Kinder und Jugendliche liegen ihr besonders am Herzen. „Sie sind meine Mission“, sagt sie. Teenager haben sie schon oft zum Staunen und zum Nachdenken gebracht. Zum Beispiel, wenn sie Firmlinge in die Bahnhofsmission mitnimmt, „wo sie sehen, wie schnell alles den Bach runtergehen kann und wie jedem zu jeder Tageszeit geholfen wird“. Seit 17 Jahren engagiert sie sich als Firmhelferin, versucht herauszukitzeln, was die Mädchen und Jungs interessiert und bewegt. Dabei staunt sie oft über die Weltsicht und das Einfühlungsvermögen, das bei intensiven Gesprächen mit 13- und 14-Jährigen zum Vorschein kommt.

Wenn Litters-Wagatha als Therapeutin Kinder besucht, bringt sie oft ihren Kontrabass mit. Manchmal helfe er bei stimmlichen oder sprachlichen Problemen, erklärt sie. Ihre Instrumente braucht die Hobbymusikerin aber auch, wenn sie in der Oberschleißheimer Musikvereinigung „Fleckerlteppich“ oberbayerische Volksmusik spielt oder in der gemeinsam mit ihrem Mann gegründeten Band namens „Ratatouille“ Salsa, Pop, Eigenkompositionen und Chansons. Auch zu Hause hat sie ein Musikstudio mit all ihren Instrumenten. Auch dort hat sich die Hausherrin schöpferisch ausgetobt – die plakatgroßen Konzertankündigungen an der Wand stammen alle von ihr.

Doch egal, was ansteht, Zeit für ihr Pferd nimmt sich Ute Litters-Wagatha immer. Ihre „Henrietta“ tut auch anderen gut. Zum Beispiel einem ihrer Therapiekinder, das nach einer schweren Erkrankung wieder laufen und sprechen lernt. Durch die Arbeit mit dem Pferdchen, erzählt die Logopädin, hat ihre kleine Klientin schon große Fortschritte gemacht.

Spielerisch vermittelt sie: Es geht um die kleinen Dinge

Wenn sie Kinder besucht, bringt sie den Kontrabass mit

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