Ebersberg – Mahnfeuer und Menschenketten auf freien Wiesen, mitten in der Landschaft. Was man aus dem Inntal kennt, fasst nun auch im Landkreis Ebersberg Fuß: eine massive Protestwelle gegen die von der Bahn vorgeschlagenen Trassen für den Nordzulauf zum Brenner-Basistunnel. Am Wochenende demonstrierten Hunderte Menschen in den Gemeinden Bruck und Aßling.
Es geht um das Teilstück zwischen Grafing-Bahnhof (Lk. Ebersberg) und Ostermünchen (Lk. Rosenheim). Die Bahn hat vier Trassenverläufe vorgeschlagen, die allesamt westlich an der Gemeinde Aßling vorbeilaufen. Hier gibt es eine Bestandsstrecke, die die Bahn für ungeeignet hält, den zusätzlichen Verkehr zum Brenner-Basistunnel aufzunehmen. Auch einen Ausbau dieser Strecke lehnt sie ab. Zu enge Kurvenradien für die schnellen Züge und zu dichte Wohnbebauung führt sie als Argumente an.
Genau diesen Ausbau der Bestandsstrecke aber fordern die Trassengegner im Landkreis Ebersberg. Und sie erhalten breite Unterstützung aus der Politik – vom örtlichen CSU-Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz, über die Landtagsabgeordneten Doris Rauscher (SPD) und Thomas Huber (CSU) bis hin zu Landrat Robert Niedergesäß (CSU). Sie lehnen die „Durchschneidung der Landschaft mit einer oberirdischen Neubautrasse“ ab. Die Bahn habe Alternativvorschläge nicht berücksichtigt. Auch sei die Notwendigkeit einer neuen Trasse nicht überzeugend belegt. Infrage komme sie nur im Tunnel oder direkt an der Bestandsstrecke. Es fehle ein schlüssiges Gesamtkonzept seitens der Bahn zum Schutz der Natur und der Anwohner. Die Bahn allerdings will aus Kostengründen nicht mehr Teile der Strecke untertunneln als topografisch unbedingt notwendig.
Das Dialogforum der Bahn, das ihren Trassenvorschlägen vorangegangen war, sei eine reine Alibi-Veranstaltung gewesen, schimpft Anton Günthner-Biller, Landwirt aus Pfadendorf (Gemeinde Aßling), an dessen Hof eine der geplanten Trassen unmittelbar vorbeiführen würde und der den Protest vom Wochenende federführend mitorganisiert hatte. Er nennt das Dialogforum „Rechtfertigungsveranstaltung“, mit der die Bahn ihre Pläne durchdrücken wolle. Egal, welche der vier Trassen am Ende von der Bahn gewählt werde, man werde dagegen kämpfen, sagt Günthner-Biller. „Wir lassen uns nicht spalten, wir stehen beieinander“, so der Landwirt über die Protestbewegung in den Kommunen Grafing, Aßling und Bruck. Vielen Menschen sei noch nicht klar, was die Bahn da plane. Günthner-Biller: „Das ist ein Jahrhundertprojekt, das unsere Heimat zerstört, das alles durchschneidet.“