Weihnachtsbotschaft am Fenster

von Redaktion

VON CLAUDIA MÖLLERS

München – Pfarrer Martin Zöbeley wird in der Heiligen Nacht „fensterln“. Natürlich ganz anders als im traditionellen Sinne: Der evangelische Pfarrer wird bei der Christvesper in der Jakobuskirche in Pullach (Kreis München) die Predigt am offenen Fenster halten. Für die 50 Gläubigen, die in der kleinen Kirche einen Platz ergattern konnten, und für diejenigen, die draußen auf einer Bank vor der Kirche sitzen. Die Weihnachtsbotschaft wird über Lautsprecher auch ins Freie übertragen.

„Drinnen & draußen“ ist das Motto des Gottesdienstes, auf den sich Zöbeley richtig freut. Im Kirchenvorstand hatte man zuvor heftig diskutiert, wie man es beim zweiten Weihnachtsfest unter Corona-Bedingungen mit den Gottesdiensten halten soll. „Nur draußen war zu riskant wegen des Wetters“, berichtet der Pfarrer. Dann kam ihm die Idee: Im Evangelium sei es ja schließlich auch so, dass die Botschaft von Menschen drinnen und draußen empfangen wird. „Die Hirten auf dem Feld geben weiter, was sie gehört haben. Das war für mich der Schlüssel für das diesjährige Weihnachtsfest.“ Und so wird die Weihnachtsgeschichte in der Kirche erzählt, aber am Fenster, so dass die Menschen draußen auch alles mitbekommen. Auch die Predigt wird am Fenster gehalten. Draußen sorgen der Verkündigungsengel und ein Bläser-Ensemble dafür, dass den Menschen warm ums Herz wird. „Ich glaube, dass es draußen mindestens genau so schön ist“, sagt Zöbeley.

Weihnachtsgottesdienste ausfallen zu lassen, wie es noch 2020 vielerorts passiert ist, kommt auch für die Kirchengemeinden am Tegernsee nicht infrage. Kindermetten finden entweder im Freien oder mit 3G-Nachweis in der Kirche statt. Wer keinen Nachweis hat, kann im Freien mitfeiern. In der Pfarrgemeinde Tegernsee-Egern-Kreuth verzichtet Pfarrer Walter Waldschütz auch drinnen auf das Vorzeigen des Impfnachweises. „Wir wollen niemanden ausschließen.“ Er setzt darauf, dass sich die Gläubigen weiter so diszipliniert verhalten, auf Abstand achten und Maske tragen, wie er es bislang erlebt habe. Auch im Münchner Dom gelten die aktuellen Abstands- und Hygieneregeln, eine Höchstteilnehmerzahl und das Tragen von FFP2-Masken außerhalb des festen Platzes. In Bad Tölz finden die Kinderkrippenfeiern draußen auf dem Kalvarienberg statt. Bei der Christmette um 23 Uhr in der Stadtpfarrkirche bleibt jede zweite Bank frei, die Mitglieder eines Haushaltes müssen zusammensitzen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, aber „wenn die Kirche voll ist, ist sie voll“, so Petra Dörfler vom Pfarrbüro.

In der St. Maximilians-Kirche in München beginnt der Heilige Abend bereits mittags um 12 Uhr. Pfarrer Rainer Maria Schießler und sein Team bieten den Nachmittag über schlichte Wortgottesdienste an, die Kirche steht allen offen. Zur Christmette um 22 Uhr dürfen 350 Gläubige unter 3G-Regelung teilnehmen. „Der Begrüßungsdienst kontrolliert“, so der Pfarrer. Wenn alle Plätze besetzt sind, dann schließt sich die Tür. Für 2022 wünscht sich Schießler: „Fegt das Virus weg!“ Früher, so sagt er, „haben sich alle über den Stress vor Weihnachten geärgert. Heute wären wir froh, wenn wir ihn hätten.“ Trotzdem gelte: „Nicht jammern!“ Sondern aufstehen gegen Impfverdruss: „Wenn 10 000 demonstrieren gegen Corona-Regeln und eine Million Menschen lassen sich impfen: Wer steht jetzt auf der richtigen Seite?“  (mit mel/ans)

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