München – Klimaschützer haben gestern im Innenhof des Deutschen Museums gegen die Einstufung von Erdgas und Atomkraft als nachhaltig demonstriert. Als Gas-Konzernchefs verkleidet, feierten die Aktivisten Vorschläge zur neuen EU-Taxonomie. Mit der satirischen Aktion werfen die Klimaschützer der EU „Greenwashing“ vor. Der Begriff bezeichnet Methoden, mit denen man sich als umweltbewusst darstellen will, es aber nicht ist. „Eigentlich sollte die Taxonomie Greenwashing verhindern – nun unterstützt die EU-Kommission die Interessen der fossilen Industrie“, erklärt Klimaaktivist Michael Jäger.
Die neue EU-Taxonomie soll Investoren helfen, Geld in nachhaltige Projekte zu leiten, und zwar anhand klarer Kriterien – so zumindest die Theorie. Dass die EU im Rahmen der Taxonomie Erdgas und Atomkraft als nachhaltig einstufen will, sehen viele Menschen kritisch. Gelten soll der deutsch-französische Kompromiss bis 2045. „Wir sehen es immer wieder: Im Kapitalismus ist die Freiheit, Profite vor den Schutz der Umwelt zu stellen, das höchste Gut“, schimpft eine Aktivistin. Die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten haben bis zum 12. Januar Zeit, zu den Vorschlägen aus Brüssel Stellung zu nehmen. Nach derzeitigem Kenntnisstand will sich die Bundesregierung in der Frage enthalten.
Gemeinsam zogen die Klimaaktivisten vom Deutschen Museum zum Münchner EU-Büro am Bob-van-Benthem-Platz, um einen symbolischen Scheck zu übergeben. LAURA FELBINGER