125 katholische Mitarbeiter outen sich als schwul

von Redaktion

Würzburg – Mitten in der Diskussion um den Missbrauchsskandal machen 125 Priester und Mitarbeiter der katholischen Kirche mit einem ungewöhnlichen Bekenntnis auf sich aufmerksam: Unter dem Titel: #OutInChurch haben sie sich als homo-, trans- oder intersexuell geoutet.

Unter den Unterzeichnern ist der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose (54). Seit 1994 ist Hose Priester und seit 13 Jahren Hochschulpfarrer in Würzburg, er ist schwul. „Uns geht es darum, dass die nicht heterosexuellen Menschen in der Kirche sichtbar gemacht werden“, erklärt der Geistliche.

Angestellten der Kirche oder ihrer Organisationen kann eine Kündigung drohen, wenn sie öffentlich eine homosexuelle Beziehung pflegen oder eine eingetragene Partnerschaft eingehen bzw. gleichgeschlechtlich heiraten. „Das liegt am kirchlichen Dienstrecht“, erklärt Hose. „Da spielt die Loyalitätspflicht dem Dienstherrn gegenüber eine wichtige Rolle.“ Kirchenmitarbeitende dürfen in ihrer Lebensweise und Einstellung nicht gegen die Lehre und Moral der Kirche verstoßen, das betrifft auch Wiederverheiratete.

Hose selbst lebt in seinem Umfeld schon lange geoutet. Er selbst habe sich gegenüber dem Würzburger Bischof offenbart, auch in der Hochschulgemeinde ist seine Orientierung seit Jahren bekannt. „Das spielt im Alltag gar keine Rolle“, so Hose. „Es darf aber nicht sein, dass der Umgang mit Homosexualität dem Wohlwollen des einzelnen Bischofs überlassen wird. Wir brauchen Rechtssicherheit, keine Angst, dienstrechtlich belangt zu werden.“

Für Priester gilt ohnehin der Zölibat, egal ob schwul oder hetero tabu. Hose findet zwar: „Der Zölibat braucht dringend Veränderung.“ Das ist allerdings nicht Thema der Outing-Kampagne. Hose: „Es geht um die Anerkennung von uns als Menschen, die nicht hetero sind, das muss sich in der Kirche durchsetzen, da es ein Menschenrecht ist.“

Die kirchliche Lehre müsse geändert werden. Hose: „Die Auffassung, dass derjenige, der nicht hetero ist, gegen die Naturordnung und göttliche Ordnung lebt, ist theologisch und humanwissenschaftlich längst überholt.“ Indirekt habe die Outing-Kampagne auch etwas mit dem Missbrauchsskandal zu tun: „Das System Kirche ist an den Stellen immer sichtbarer in seiner vergiftenden Wirkung, wo Menschen ins Geheime abgedrängt werden, wo das Ausnutzen von Macht eine Rolle spielt, wo Sexualität und Macht miteinander verbunden werden, darum muss über Sexualität offen in der Kirche geredet werden.“

Im Namen der Bischofskonferenz begrüßte der Aachener Bischof Helmut Dieser die Initiative. Sie sei ein Zeichen dafür, dass man daran arbeite, dass ein Klima der Angstfreiheit in der Kirche entstehen müsse. „Niemand darf wegen seiner sexuellen Orientierung oder seiner geschlechtlichen Identität diskriminiert oder abgewertet oder kriminalisiert werden“, sagte er. JOHANNES WELTE

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