München – Der Missbrauchsskandal der katholischen Kirche erschüttert auch die Spitze des Bayerischen Rundfunks. Der Vorsitzende des Rundfunkrates, Prälat Lorenz Wolf, wird im Gutachten auf 1900 Seiten hunderte Male angeführt. Ihm wird vorgeworfen, daran beteiligt gewesen zu sein, dass schwere Delikte nicht hinreichend verfolgt wurden. Mehrere Rundfunkräte fordern jetzt Wolfs Rücktritt.
Der Prälat sei „eine zentrale Figur in diesem Sumpf“, sagt der Vertreter der FDP im Rundfunkrat, Helmut Markwort. „In seinen vielen wichtigen Ämtern hat er wesentlich dazu beigetragen, dass schwere Missbrauchsdelikte vertuscht und verharmlost wurden.“ Markworts Einlassung ist drastisch. Er hält Wolf mehrere Fälle vor, in denen er Opfern noch geschadet statt ihnen geholfen habe. „Ein solcher Mensch ist nicht geeignet für die Position als Rundfunkrat-Vorsitzender“, sagt der FDP-Politiker. Auch die Grünen Sanne Kurz und Martin Runge wollen nach Informationen unserer Zeitung Wolf per Brief zum Rücktritt auffordern. „Vertuschen, wegputzen, Schaden begrenzen“, dieses Vorgehen aus der Kirche wende Wolf auch im Amt im BR an, sagt Kurz. Wolf fehle „jede Integrität“. Sie zitiert eine angebliche Ankündigung des Prälaten, nicht mehr für eine Wiederwahl im Rundfunkrat zu kandidieren, aber vielleicht in den Verwaltungsrat zu wechseln. Das sei nicht akzeptabel, sagt Kurz im Deutschlandfunk.
Wolf äußert sich bisher nicht; in seinem Umfeld heißt es, er wolle die kirchliche Sache vom BR strikt trennen. Die 50 Rundfunkräte überwachen den Programmauftrag und sollen einigermaßen die Gesellschaft widerspiegeln. Wolfs Position gilt als Ehrenamt, ist aber mit 1400 Euro pro Monat dotiert. Das Gremium tagt am 3. Februar wieder. Die Amtszeit endet regulär im Mai. cd