Der Siegeszug des hellen Bieres

von Redaktion

München – Mit ihrer Liebe zum Hellen standen die Bayern lange Zeit ziemlich alleine da. Seit Jahren steht das Bier, nach dem Weißbier, unangefochten auf Platz zwei der beliebtesten Biere im Freistaat. Der Rest Deutschlands hingegen konnte dem Hellen bisher wenig abgewinnen. Doch das scheint sich, zur Freude bayerischer Brauereien, nun zu ändern.

Helles aus Bayern findet verstärkt neue Abnehmer auch außerhalb des Freistaats. Für die ersten zehn Monate des Jahres 2021 verzeichneten die Marktforscher von Nielsen beim Hellen ein Plus von knapp 14 Prozent im Handel. Es ist damit der größte Gewinner unter den Biersorten. „Wir haben enorme Exporterfolge“, sagt Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes. Lange sei das Image des Hellen außerhalb der weißblauen Grenzen „nicht so prickelnd“ gewesen, doch seit geraumer Zeit liege es im Trend.

Der Zuwachs beim Hellen ist umso bemerkenswerter, als der Biermarkt seit vielen Jahren rückläufig ist. Auch das vergangene Jahr war hier keine Ausnahme. Minus 2,7 Prozent lautete die Bilanz für das erste Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Für die bayerischen Brauereien kommt diese kleine Bierrevolution in jedem Fall zur rechten Zeit. Die gestiegene Nachfrage nach Hellem habe auch dabei geholfen, dass die bayerischen Brauereien in Summe bisher verhältnismäßig gut durch die Corona-Krise gekommen seien, sagt Ebbertz. Und auch wenn inzwischen immer mehr Brauereien auf den Trend aufsprängen, täten das viele eben mit bayerischen Partnern, um einen „authentischen Absender“ zu haben.

Wie zum Beispiel die Warsteiner Brauerei aus Nordrhein-Westfalen. Sie verfügt bereits seit 2001 über ein Standbein in Bayern durch eine Beteiligung an der König Ludwig Schloßbrauerei Kaltenberg in Fürstenfeldbruck. Zu ihr gehört auch die in Holzkirchen gebraute Traditionsmarke „Oberbräu Hell“, die Warsteiner ab Ende Februar deutschlandweit vertreiben will. Auch die Optik setzt auf Bayern, mit Kapelle, Trachtenpaar und weißblauen Rauten auf der Flasche.

„Helles ist erfolgreich, weil es schmeckt und weil es das bayerische Lebensgefühl transportiert“, sagt Florian Schuh, Geschäftsführer beim Starnberger Brauhaus. „So einfach ist das.“ 2021 hat sich das Brauhaus mit der NRW-Brauerei Krombacher zu einer Vertriebspartnerschaft für Handel und Gastronomie zusammengeschlossen. „Die Zeichen stehen auf Wachstum“, sagt Schuh. „Nicht nur beim Hellen.“

Neuerdings wird das Bier aus dem Brauhaus sogar auf dem Heumarkt in Köln ausgeschenkt, einem Platz, der vor allem für seine Kölsch-Kultur bekannt ist. Starnberger Alm heißt die Gaststätte mit dem Bier aus Bayern, die im Sommer jedoch direkte Konkurrenz bekommen wird. Die Münchner Brauerei Augustiner plant am Heumarkt eine Filiale zu eröffnen. Schuh sieht’s gelassen. „Ich kann mir gut vorstellen, dass beide Konzepte erfolgreich sein werden.“ (mit dpa)

BEATRICE OSSBERGER

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