Franzi, Bayerns wertvollstes Huhn

von Redaktion

Bad Bayersoien – Kathy Barta hatte sich das Leben mit Hühnern so idyllisch vorgestellt. Ein bisschen Gegacker und dazu jeden Tag ein frisches Frühstücksei. Also erfüllte sie sich zu Beginn des Ruhestands ihren großen Wunsch – und legte sich eine kleine Schar Hennen zu. Schon bald war klar: „Meine Hühner sind eher Haus- als Nutztiere.“ Kathy Barta setzte sich oft zu ihnen in den Stall oder in den Auslauf, damit sich die Tiere an sie gewöhnten. Und das funktionierte so gut, dass sie zutraulicher und zutraulicher wurden. Vermutlich ist sie die einzige Rentnerin in Bad Bayersoien (Kreis Garmisch-Partenkirchen), die nicht selten ein Huhn auf ihrer Schulter sitzen hat.

So hat sie vor Kurzem leider einen ihrer geliebten Perlenohrringe verloren. Henne Franzi hüpfte auf ihre Schulter, schnappte nach der Perle, schluckte – und war von einer Sekunde auf die andere das wertvollste Huhn in ganz Bayern. Denn es handelte sich um wertvolle Akoya-Perlenohrringe. Ein Geschenk, das Barta erst vor Kurzem von ihrem Mann bekommen hatte. Das Schmuckstück war rund 300 Euro wert.

Kathy Barta blieb nichts anderes übrig, als auf die Natur zu hoffen. Die nächsten Tage war ihr Hühnerstall der sauberste weit und breit – denn sie hoffte jeden Tag, ihre Perle dort wiederzufinden. Allerdings vergeblich. „Ich habe zweieinhalb Wochen lang den Kot im Stall kontrolliert.“ Doch die Perle tauchte nirgendwo wieder auf. Glücklicherweise schien es Franzi aber auch nicht schlecht zu gehen. Denn Bartas große Sorge war, dass der Stecker ihre Henne verletzten könnte. Inzwischen hat sie sich mit dem Gedanken abgefunden, dass ihre Franzi die Perle wohl behalten wird. „Es ist sinnlos, weiter danach zu suchen“, sagt sie. „Ich habe mich inzwischen mit dem Gedenken abgefunden, dass ich nun ein 300-Euro-Huhn besitze.“

Ihr Mann ist gelernter Koch und hatte ihr angeboten, Franzi irgendwann, wenn sie eines natürlichen Todes gestorben ist, zu sezieren – in der Hoffnung, den Ohrring dann zurückzubekommen. Aber das möchte Kathy Barta nicht. Sie kann inzwischen über die Geschichte ihres kriminellen Haustiers schmunzeln. Vielleicht auch dank des Ratschlags, den ihr ihre beste Freundin gegeben hatte. „Sie sagte zu mir, man solle nichts hinterherweinen, was einem auch nicht hinterherweinen kann“, erzählt Barta. Weise Worte, findet sie. Letztendlich war es einfach nur ein Ohrring, sagt sie. Wenn auch ein teurer. Aber eigentlich ist ihr der Alltag mit ihren Hennen viel mehr wert. mm

Henne Franzi ist nun 300 Euro wert

Kein Ohrring, aber weise Worte

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