Impfpflicht: Verbände fürchten Kollaps

von Redaktion

München – Die Wohlfahrtsverbände haben sich dafür ausgesprochen, die einrichtungsbezogene Impfpflicht auszusetzen. Die Personallage werde sich dadurch weiter verschärfen. „Wir steuern auf eine schwierige, wenn nicht katastrophale Situation hin“, sagte Margit Berndl, Vorstand Verbands- und Sozialpolitik beim Paritätischen Wohlfahrtsverband. „Wir brauchen jeden einzelnen Mitarbeiter.“ Die drohende Impfpflicht macht sich bereits in der Statistik der Arbeitsagentur bemerkbar: Von Dezember bis Januar hatten sich in Bayern 2891 Pflegekräfte arbeitssuchend gemeldet, berichtet Brendl. Im Monat davor waren es 862.

Aktuell liege die Impfquote bei den Pflegekräften bei 85 bis 95 Prozent, schwanke aber sehr von Einrichtung zu Einrichtung. Dazu kommen ungeimpfte Mitarbeiter aus den Bereichen Küche, Reinigung oder Fahrdienst, die wegen der Impfpflicht problemlos in andere Branchen wechseln könnten, betont Berndl.

Auch Nicole Schley und Stefan Wolfshörndl, die Landesvorsitzenden der Arbeiterwohlfahrt, blicken mit großer Sorge auf die Zeit ab dem 16. März. Viele Fragen zur Durchsetzung seien noch ungeklärt. Schon jetzt fehlen in der Pflege 80 000 Fachkräfte, betont Wolfshörndl. Die Zahl werde sich bis 2050 verdoppeln. Er forderte von der Politik, die Anerkennungsverfahren für ausländische Fachkräfte zu erleichtern.

Auch in den Einrichtungen für Kinder und Jugendliche fehlen aktuell 37 000 Fachkräfte in Bayern, berichtet Schley. „Viele Mitarbeiter sind nach zwei Jahren Pandemie am Rande ihrer Kräfte.“ Auch dort müssten die Rahmenbedingungen entscheidend verbessert werden, um mehr Fachkräfte zu gewinnen. In den Kindertageseinrichtungen seien rund zehn Prozent des Personals ungeimpft. Bei etwa sechs Prozent sieht Schley kaum Chancen, sie bis Mitte März noch zu einer Impfung zu bewegen.

KATRIN WOITSCH

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