Im Tegernseer Tal treffen sich gerade wieder Ballonfahrer zur traditionellen Montgolfiade. Andreas Baus ist Präsident des Freiballonsport-Verbands und schon von klein auf im Korb mit dabei. Im Interview spricht der 41-Jährige über die Leidenschaft fürs Ballonfahren.
Was ist Ihre erste Erinnerung ans Ballonfahren?
Ich war sechs Jahre alt und hatte immer tierische Angst vor den Brennern. Die waren in den 80ern noch sehr laut. Wenn mein Vater das Gerät startklar machte, verkroch ich mich. Seit damals musste ich aber nie mehr Angst haben, dass sich jemand verletzt. Es kommt vielleicht mal vor, dass bei einer schnellen Landung die Ballonhülle kleine Risse kriegt.
Wie schnell ist denn eine „schnelle Landung“?
Alles ab ungefähr zehn, 15 km/h. Wenn es schneller wird, kann es haarig werden. Wichtig ist es, vor der Landung den Brenner auszumachen und die Passagiere aufzufordern, sich festzuhalten. Das oberste Gebot ist Sicherheit. Wir checken regelmäßig die Wetterdaten.
Wie zuverlässig sind die?
Die Wettermodelle sind deutlich besser geworden. Allerdings nicht in den vergangenen zwei Jahren. Denn wegen Corona herrscht viel weniger Luftverkehr. Jeder Verkehrsflieger liefert Daten über das Wetter. Je weniger Verkehr in der Luft ist, desto geringer die Datenmenge.
Sie können ja ohnehin nur nach Sicht fliegen, oder?
Ja, wir fliegen nach Sicht. Der Ballon hat immer Vorfahrtsrecht, da wir am schlechtesten steuern können. Wir müssen vor dem Start eine Freigabe holen und angemeldet sein und haben auch einen Transponder dabei, damit wir stets geortet werden können. Zur Not wird der andere Luftverkehr umgeleitet.
Wie schnell waren Sie schon unterwegs?
Mein persönlicher Rekord liegt bei 148 km/h. Das kriegt man aber gar nicht so mit, weil es im Korb absolut windstill ist. Die Sonneneinstrahlung ist auch im Winter relativ warm, obwohl es 30 Grad minus haben kann. Wenn es der Luftstrom hergibt, können wir ohne Probleme bis 2500 Meter Höhe aufsteigen. Falls wir höher wollen, müssen wir das beim Luftraum anmelden. Denn ein Ballon schafft es je nach Größe noch deutlich höher. Mein Rekord liegt bei 5500 Metern.
Wie groß ist ein kleiner und ein großer Ballon?
Ein Standardballon hat ein Volumen von 3000 Kubikmetern, das entspricht einem Einfamilienhaus. Für 90 Minuten verbraucht er etwa 100 Liter Gas. Das größte Exemplar in unserer Flotte bringt es auf 12 500 Kubikmeter.
Ihre längste Fahrt?
Fünf Stunden von Lenggries bis 40 Kilometer südlich des Gardasees. Das wird mit dem Auto eng. Wenn man bei reinem Nordwind die Alpen überquert, gibt es eine exakte und wunderschöne Route.
Wie unterscheidet sich eine Ballonfahrt im Sommer von einer im Winter?
Im Winter gibt es keine Thermik, daher kann man auch tagsüber starten. Im Sommer, wenn die Sonne den Boden erwärmt, hebt man nur morgens oder abends ab. Was ich für die jetzige Jahreszeit empfehle: Kleidung wie bei einer Bergwanderung, unbedingt warme Schuhe.
Interview: Matthias Bieber