München – An den Schulen im Freistaat ist die Lage trotz Omikron noch beherrschbar. Diesen Eindruck vermittelte Kultusminister Michael Piazolo (FW) im Landtag. Es gebe zum Teil „eine unglaubliche Aufgeregtheit“ und eine „hohe Erwartungshaltung“, dass Schule trotz Corona uneingeschränkt „wie immer“ weiter laufe. Doch allen Unkenrufen zum Trotz gebe es an über 90 Prozent der Schulen uneingeschränkt Präsenzunterricht. An weiteren neun Prozent der Schulen in Bayern seien einzelne Klassen im Distanzunterricht. An den Grundschulen seien die Infektionszahlen ähnlich: Sieben Prozent der Pooltests seien zuletzt positiv gewesen. An einzelnen Grundschulen spitzt sich die Lage allerdings zu, etwa im Münchner Stadtteil Berg am Laim, wo sich eine Grundschule aufgrund ausfallender Lehrer als „nur noch sehr eingeschränkt handlungsfähig“ bezeichnete.
Piazolo verteidigte auch den Kurswechsel des Ministeriums, nach dem Schulleiter jetzt auf eigene Faust Klassen in den Distanzunterricht schicken können ohne auf die Direktive des Gesundheitsamtes zu warten. Dies soll geschehen, wenn 50 Prozent der Schüler infiziert sind, hieß es am Dienstag. Piazolo erklärte nun allerdings, dies sei nur eine „Richtgröße“, die auch unterschritten werden könne. Der Chef des Realschullehrerverbands, Jürgen Böhm, kritisierte „konfuse Grenzwertvorgaben“ durch das Ministerium. Der Minister betonte ferner, es gebe keinen Lehrermangel – sondern nur Lehrerbedarf in der Zukunft. Anna Schwammberger (Grüne) warf ihm daraufhin ein „Schönreden der Situation“ vor.
Unter Schülern und Eltern bundesweit kursiert derweil eine Petition unter dem Hashtag #wirsindlaut, in der ein Aussetzen der Präsenzpflicht gefordert wird. „Der aktuelle Durchseuchungsplan ist unverantwortlich.“ Vereinzelt haben die Petition auf change.org auch Schüler aus Bayern unterzeichnet, so aus Augsburg und vom Gymnasium Ottobrunn. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) bot den Schülern gestern ein Gespräch an. DIRK WALTER