Große Mehrheit für verheiratete Priester

von Redaktion

München/Frankfurt – Soll es künftig verheiratete Priester in der katholischen Kirche geben? Ja, wenn es nach der Vollversammlung des Synodalen Weges geht. Bei dem Treffen in Frankfurt sprach sich am Freitag eine Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Dialog zur Zukunft der Kirche dafür aus, die Zölibatsvorschrift für Priester zu lockern. Ein Papier, das die Spitzen der Kirche in Deutschland auffordert, entsprechende Vorschläge beim Papst einzubringen, wurde in erster Lesung mit knapp 86 Prozent der Stimmen verabschiedet. Eine zweite Lesung des Textes mit verbindlicher Abstimmung wird auf der vierten Synodalversammlung im Herbst erwartet.

Bereits im Vorfeld hatte unter anderen der Münchner Kardinal Reinhard Marx für Öffnungsschritte geworben. Der mit den Worten „Zölibat der Priester – Stärkung und Öffnung“ überschriebene Text betont den Wert der Ehelosigkeit als Lebensform der Priester. Er fordert aber zugleich die Zulassung verheirateter Priester in der römisch-katholischen Kirche durch den Papst oder durch ein Konzil. Außerdem wird gefordert, der Papst solle es katholischen Priestern gestatten, zu heiraten und im Amt zu bleiben.

Der Hamburger Bischof Stefan Heße verwies auf die abschreckende Wirkung des Zölibats: „Ich habe in meiner Diözese derzeit keinen einzigen Seminaristen.“ Seminaristen sind Priester in der Ausbildung. Er wisse nicht, wie künftig Pfarrerstellen in den Gemeinden zu besetzen seien. Im Erzbistum München und Freising wird es in diesem Jahr keine Priesterweihe geben. Auch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck unterstrich die „dramatische Situation“ in vielen Bistümern, in denen es schon bald keine jungen Priester mehr geben werde.

Auch in den Gemeinden werde der Zölibat vielfach infrage gestellt, hieß es in der Diskussion. Abgelehnt werde eine „Doppelmoral“, wenn heimliche Beziehungen von Priestern nicht offen gelebt werden dürften. Der Zwang zur Ehelosigkeit versetze Menschen „in Verzweiflung und Depression“, hieß es in der Diskussion.

Neben konkreten Reformen bleibt die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals ein beherrschendes Thema der dritten Synodalversammlung, die noch bis heute dauert. Viel Raum nahm in der Diskussion die Idee eines öffentlichen Schuldeingeständnisses der katholischen Kirche zu dem Thema ein. Dabei äußerten sich alle Mitwirkenden grundsätzlich positiv.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, zeigte sich erneut offen für die Einrichtung einer staatlichen Wahrheitskommission zur Aufarbeitung von Missbrauch. „Wenn es eine Wahrheitskommission geben soll, das heißt, wenn die Politik Verantwortung übernimmt für den vielfachen Missbrauch in unserer Gesellschaft, dann sind wir gerne dabei. Das sage ich ganz klar zu“, sagte Bätzing. Am Donnerstag hatten die Synodalen bereits zwei Reformtexte verbindlich verabschiedet: ein 20-seitiges Grundsatzpapier sowie eine Erklärung zum anderen Umgang mit Macht in der Kirche. Damit konnten sich gleich zu Beginn des Treffens die Befürworter von Änderungen durchsetzen.  kna/cm

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