München – Rund tausend Mal täglich drückt in Bayern eine Person den Notfallknopf. Einige wären nach einem Sturz oder einem Unfall sonst vielleicht stundenlang in ihren Wohnungen gelegen, ohne dass es jemand bemerkt hätte. Der Alarmknopf wird an einem Armband oder einer Halskette angebracht. Wer ihn trägt, kann per Funk eine Sprechverbindung mit dem jeweiligen Rettungsdienst aufnehmen. Die Helfer kümmern sich je nach Notfall um die Verständigung von Angehörigen oder einen Rettungseinsatz. Je nach individuellem Wunsch kann der Wohnungsschlüssel hinterlegt werden, damit im Notfall die Tür nicht aufgebrochen werden muss.
Nachdem die Technologie Anfang der 1970er-Jahre erfunden wurde, begann das Bayerische Rote Kreuz 1982 mit dem Einsatz des kleinen Knopfes. „Er erhöht die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl gleichermaßen“, sagt BRK-Sprecher Sohrab Taheri-Sohi. Rund um die Uhr sind die Telefone in der Leitstelle besetzt. Nicht nur alte Menschen würden vom Hausnotruf profitieren, sagt Taheri-Sohi. Auch Menschen mit Behinderung oder Personen, die nicht immer allein gelebt haben und sich unsicher fühlen, nehmen den Hausnotruf in Anspruch, um im Notfall abgesichert zu sein. 25 Euro kostet das Basispaket monatlich – mit anerkanntem Pflegegrad trägt die Krankenkasse die Kosten.
„Der Hausnotruf ist ein Alltagsdienstleister“, sagt Taheri-Sohi. Oft helfe er gerade Menschen, die gar nicht schwer verletzt sind, sondern daheim hingefallen sind und nicht mehr aufstehen können. Ohne den Notfallknopf würden die Personen auf unbestimmte Zeit liegen bleiben, denn sie kommen weder zum Telefon, noch zur Tür.
„Fast tausend solcher Anrufe gehen täglich ein“, erzählt der BRK-Sprecher weiter. „In jeder beliebigen Situation, in der jemand allein lebt und Hilfe braucht, ist der Hausnotruf ein guter Partner.“
Die Zahlen sprechen für den Erfolg des kleinen Knopfes: 365 000 Alarme gab es vergangenes Jahr bayernweit. 700 Mitarbeitende im Hausnotruf sorgen für die Sicherheit von über 60 000 Hausnotruf-Kunden. Bedenken wegen des Datenschutzes gebe es bei der Technologie kaum, sagt Taheri-Sohi. „Es ist ja tatsächlich nur ein Knopf und keine digitale Smartwatch, die persönliche Daten überträgt.“
Die Nachfrage nach dem Hausnotruf wachse stetig. Zum einen habe das etwas mit der demografischen Entwicklung zu tun, zum anderen verändere sich die Einstellung zu Betreuungseinrichtungen im Alter. „Die Menschen wollen lieber länger daheim bleiben“, sagt Taheri-Sohi. Parallel gehe der Trend hin zu mehr Sicherheit und Hilfe im Alltag. Oft würden sich die Angehörigen wünschen, dass vulnerable Alleinstehende im Notfall Hilfe holen können. Neben all den digitalen Geräten ist der Funkknopf nach wie vor eine einfache Alternative. „Der Hausnotruf hat in der Hinsicht vor 40 Jahren den Grundstein gelegt.“