Schnappschüsse von der Magie der Natur

von Redaktion

FOTOWETTBEWERB Junge Fotografen werden für spektakuläre Aufnahmen ausgezeichnet

München – Runa Brenner liegt auf dem nassen Boden. Es regnet schon den ganzen Tag und langsam fängt die Achtjährige an zu frieren. Dann gelingt er ihr endlich, der perfekte Schuss. „Kalte Flammen“ nennt das Mädchen aus Benediktbeuern (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) ihre Fotografie danach ganz stolz. „An dem Tag war ich mit meiner Familie bei Regenwetter im Steinbachtal bei Bichl unterwegs“, erzählt sie. „Es war dunkel und trüb, aber die Ziegenbärte an dem Baum leuchteten uns wie Flammen im Wald entgegen.“ Bei dem Motiv fackelte die Nachwuchsfotografin nicht lange. Mit einem Samsung Galaxy-Handy fotografierte sie die Schwammerl, die wie goldgelbe Korallen aussehen.

Mit offenen Augen durch die Welt gehen und den Blick auf die heimische Natur richten – dazu haben das Museum Mensch und Natur sowie die Ministerien für Umwelt und Wissenschaft Kinder in ganz Bayern schon zum 15. Mal aufgerufen. „Schau doch mal hin!“ lautet das Motto des Fotowettbewerbs Natur im Fokus, bei dem seit 2020 auch Biotopia als Partner dabei ist, da das Museum Mensch und Natur bald unter diesem Namen neu als Naturkundemuseum Bayern eröffnen wird.

Wie Runa Brenner sind 700 weitere Kinder aus dem ganzen Freistaat mit ihren Kameras auf Entdeckungsreise gegangen. Aus den 1500 Bildern, die sie vergangenes Jahr eingereicht haben, hat nun eine Experten-Jury 18 Preise in zwei Kategorien und jeweils drei Altersgruppen vergeben. In der Gruppe der Sieben- bis Zehnjährigen gewinnt Brenner den ersten Platz in der Kategorie „Verändern, Vergehen, Verwandeln“ – und strahlt. Da hat es sich gelohnt, so lange in der Kälte zu liegen und dutzende verwackelte Bilder zu schießen bis das eine dabei war. Als Siegerin darf sie für ein Wochenende ins Biosphärenzentrum Rhön fahren und ein Seminar bei Naturfotograf Julius Kramer besuchen.

Auch der zweite Platz ging nach Oberbayern – an Sasha Jumanca aus München. „Ich habe mir immer gewünscht, Ästlinge zu sehen“, erzählt der Achtjährige. Das sind Jungvögel, die auf Ästen sitzen und noch von ihren Eltern gefüttert werden. „Diesen Frühling habe ich es geschafft: Die beiden saßen gemütlich auf einer Eibe in den Maximiliansanlagen.“ Keine Zeit verschwenden, sich leise anpirschen und fokussiert auf den Auslöser drücken – Jumanca ist das wie einem Profi gelungen. „Noch mal kuscheln, bevor man erwachsen wird“ heißt sein Bild, das zwei junge Waldkäuze zeigt. „Die einzelnen Daunen verwandelten sich zu Federn, schon bald waren sie bereit für den Start ins harte Leben“, erzählt Jumanca. „Sie freuten sich, miteinander zu kuscheln. Kurze Zeit später waren sie flügge und auf eigenen Wegen unterwegs.“

Wie Jumanca darf auch Philip Schöpf aus Wörthsee (Kreis Starnberg) sich freuen. Der Zwölfjährige gewann in der Altersgruppe der Elf- bis 14-Jährigen den zweiten Platz. „Zweige im Eis“ hat er seine Fotografie genannt, die spontan beim Wandern entstanden ist. „An einem kleinen Wasserfall auf dem Weg zum Heimgarten bei Ohlstadt sind die Tropfen an den Ästen angefroren“, erzählt er. Das frostige Schauspiel hat ihn fasziniert – als Belohnung darf er an einem eintägigen Seminar mit Naturfotograf Ferry Böhme teilnehmen.

„Die Bilder schlagen eine Brücke zwischen Kunst, Umweltschutz und Wissenschaft“, sagte Bernd Sibler, Minister für Wissenschaft und Kunst, auf der virtuellen Preisverleihung. „Es geht darum, nicht den schnellen Reizen zu erliegen, sondern die Augen zu öffnen und sich auf die Natur einzulassen.“ Gerade bei den älteren Teilnehmern merkt man: Sie treibt nicht nur Kreativität an, sondern auch Forschungsdrang.

Elisa Unterseer aus Bad Endorf (Kreis Rosenheim) reichte etwa das Foto einer Spinne, die sich häutet, ein. „Das ist eine Tetragnatha oder Eigentliche Streckerspinne“, erklärt die 15-Jährige. „In Biologie hatten wir während des Homeschoolings ein Projekt: verschiedene Tier- und Pflanzenarten bestimmen und kartieren.“ Eine Aufgabe, die der 15-Jährigen Spaß gemacht hat und den dritten Platz im Wettbewerb ihrer Altersgruppe einbrachte. „Bei einer Exkursion im Wald habe ich die Spinne fotografiert.“ Hautnah, das Wunder der Natur. CORNELIA SCHRAMM

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