Startschuss für den Pieks in der Apotheke

von Redaktion

München – Der Auflauf in der Feilitzsch Apotheke in München war groß: Fernsehteams, Reporter und sogar Ministerpräsident Markus Söder warteten dort gestern darauf, dass Apotheker Ralph Laves die erste Spritze setzt. Dann ging alles schnell: „Ich habe es gar nicht gespürt“, sagte Kundin Birgit Hilke, die die Biontech-Boosterimpfung bekommen hatte. Laves ist einer der Apotheker, die nun impfen dürfen. Für ihn war sofort klar, dass er sich an der Impf-Aktion beteiligen wird.

Wie die Feilitzsch-Apotheke hatten sich bis gestern 136 weitere Apotheken in Bayern für die Aktion qualifiziert. Der Apothekerverband hofft, dass schon bald ein Drittel der 3000 Betriebe teilnimmt. „Wir müssen alle Angebote des Impfens nutzen – Apotheken sind eine Ergänzung zu Arztpraxen und Impfzentren“, sagte Söder. Auch Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer und Apotheker im Kreis Fürstenfeldbruck, sagte: „Wir sind keine Konkurrenz zu den Ärzten. Wir können noch einmal eine andere Klientel erreichen.“

Knapp 700 Apotheker haben die Schulung schon absolviert, um die Impferlaubnis zu erhalten, so Benkert. Im Theorieteil wurde die Wirkung des Impfstoffes sowie der Ablauf der Impfung vermittelt. In Praxisteil lernten die Pharmazeuten, die Spritze richtig zu setzen. „Bis zur Änderung der Impfverordnung gab es keine Gesetzesgrundlage dafür, dass Pharmazeuten impfen dürfen. Das war Medizinern vorbehalten“, sagt Thomas Metz, Sprecher des Bayerischen Apothekerverbandes. „Impfen dürfen sie jetzt – aber auch nur gegen Corona und nur bis Ende des Jahres.“ Apotheken verlange das Impf-Angebot, zusätzlich zum Testen und Ausstellen von Impfzertifikaten, auch viel Logistik ab: „Wer Impfungen anbietet, braucht einen abgetrennten Raum, Personal und Impfstoff“, so Metz. Am Ende müsse alles dokumentiert und dem RKI gemeldet werden.

Hundert Schnelltests pro Tag führt etwa allein die St.- Anna-Apotheke in Burggen (Kreis Weilheim-Schongau) durch, sagt Inhaber Thomas Mark. Als Apotheker seinen Beitrag zum Impffortschritt zu leisten, sei auch Chance zu einer höheren Impfquote. „Viele Leute machen bei uns einen Test, weil sie ungeimpft sind“, sagt Mark. Die Rolle der Apotheken ist für ihn daher unabhängig von der Auslastung der Praxen oder Impfzentren wichtig. „Ich glaube, wir erreichen hier Leute, die gar nicht erst in Arztpraxen gehen.“ Mark impfte gestern zum Auftakt sechs Personen. So viele Dosen enthält eine Ampulle Biontech. „Wir haben erst einmal die Leute verständigt, von denen wir wissen, dass sie sich bei uns impfen lassen möchten“, sagt er.

Wie in Marks Apotheke können Impftermine ab sofort auch in Garmisch-Partenkirchen in der Promenade-Apotheke gebucht werden. „Wir können auch gewünschte Impfstoffe bestellen“, sagt Inhaber Hermann Guggemoos, der zudem auch flexible Haus- oder Firmenbesuche anbieten möchte. Eine Kundin hat sich gestern beim Einkaufen in der Apotheke gleich spontan boostern lassen, berichtet er. Alle verfügbaren Termine seien sofort ausgebucht gewesen und zwei Ampullen, also zwölf Spritzen, verimpft worden.

Fritz Grasberger hingegen impft in der Alten Stadtapotheke in Miesbach noch nicht – obwohl er und seine Frau schon dürften. „Die Impf-Nachfrage ist gering“, sagt er. „Wir sprechen uns aber mit Hausärzten und dem Impfzentrum ab und könnten bei Engpässen sofort einspringen.“ Solange die Nachfrage so schwach ist, hätte Grasberger aber wohl Mühe, genug Leute für eine Ampulle Moderna zu finden. „Damit müssten wir zwanzig Personen auffrischen, um keine Dosis zu verschwenden.“

Auch Philipp Kircher von der Sankt-Ulrich-Apotheke in Peißenberg (Kreis Weilheim-Schongau) dürfte schon impfen, will das aber nicht proaktiv bewerben. „Wir wollen den Ärzten nichts wegnehmen“, sagt er. Aber falls sich Pandemielage und Nachfrage wieder zuspitzen, sei man vorbereitet. Trotz marginaler Nachfrage findet auch Grasberger mit Blick auf die nächste Booster-Impfung: „Es ist wichtig, dass die Weiche gestellt wurde.“ lm/sco/cla/kh/joho

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