Das Geheimnis des perfekten Krapfens

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

München – Dass in der Faschingszeit Krapfen verzehrt werden, hat einen historischen Hintergrund: Bereits im Mittelalter nahmen die Menschen vor der Fastenzeit besonders fetthaltige Nahrung zu sich, um gestärkt in diese nahrungsarme Zeit zu gehen. Zutaten wie Mehl, Eier, Fett und Hefe für Krapfen waren für die große Masse der Bevölkerung erschwinglich, sodass das Hefegebäck im Vergleich zu anderen Speisen ein recht preiswerter Energielieferant war.

Krapfen sind nichts für die schlanke Linie

Krapfen sind nach wie vor nichts für die schlanke Linie. „Da spielt es keine Rolle, ob das Gebäck mit Marmelade oder Vanillecreme gefüllt ist. Oder einen Zucker- oder Schokoladenguss hat. Kalorienarm sind sie alle nicht“, sagt Antje Gahl, Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Mit 350 Kilokalorien müsse man pro Stück mindestens rechnen.

Krapfen sind nicht typisch deutsch

Auch wenn es hierzulande zahlreiche Namen wie Berliner, Pfannkuchen, Kräppel und eben Krapfen für das süße Hefegebäck gibt, das Schmalzbacherne ist keine typisch deutsche Erfindung. Historiker vermuten, dass sich die Römer bereits ein krapfenähnliches Gebäck schmecken ließen. Es gibt ein Rezept, das auf 140 vor Christus datiert ist. Demnach wurde der Teig in Fett gebacken und anschließend mit Mohn und Honig verfeinert.

Es ist überliefert, dass es zu Zeiten Karls des Großen ein Gebäck namens Crapho gab, das zur Heeresverpflegung diente. Im 12. Jahrhundert tauchte in den europäischen Klöstern der Name „Craphun“ auf. Historisch nicht belegt ist eine Legende aus Wien, wonach die Bäckerin Cäcilia im 17. Jahrhundert die Erfinderin des Siedegebäcks gewesen sein soll, weil sie bei einem Streit mit ihrem Ehemann aus Wut ein Stück Hefeteig nach ihm geworfen habe. Der Mann wich aus, das Gebäck landete in einem Topf mit heißem Fett. Fakt ist aber, dass beim Wiener Kongress 1815 Krapfen auf dem Speiseplan standen. Es sollen damals rund zehn Millionen Stück verspeist worden sein.

Der Trend: Krapfen werden immer üppiger

Auch heute sind Krapfen beliebt. Ein gelungener Krapfen muss „flaumig, groß und frisch gebacken sein“, sagt Konditorenweltmeisterin Andrea Schirmaier-Huber aus Oberpframmern (Kreis Ebersberg). Traditionell wird in die Krapfen Marmelade gespritzt. Während in den Karnevals-Hochburgen die Krapfensaison am 11.11. beginnt, dauert es hier bis in den Februar. Erst dann bestimmen die in Fett ausgebackenen Hefeteile das Bild in den Auslagen der Konditoreien.

Der Trend in diesem Jahr: „Je bunter und üppiger, desto besser.“ Schoko-Nougat-Füllungen sind seit Jahren heiß begehrt. Auch werden viele Krapfen gerne in Alkohol getränkt. Beim Landshuter Bäcker Gschaider gibt’s so den „Corona-Spritz-Krapfen“. Wirkt zwar nicht gegen das Virus, hebt aber wegen seiner Gin-Tonic-Füllung die Laune.

So isst man den Krapfen richtig

Puderzucker wird von den Konditoren immer mehr durch eine Glasur ersetzt – diese mache beim Abbeißen nicht so eine Sauerei wie der Puderzucker, der sich überallhin verteilt. Expertin Schirmaier-Huber hat noch einen Tipp: „Wichtig ist, dass man an der Anstichstelle für die Füllung reinbeißt. Dann quillt die Füllung nicht auf der anderen Seite raus.“

Verrückte Kreation: Obazda-Krapfen

Nach dem Leberkas-Krapfen in Miesbach und Goaßmaß-Krapfen in Niederbayern gibt es seit zwei Jahren im Café Wagner in Gmund am Tegernsee auch einen Obazda-Krapfen. „Ein Krapfen muss ja nicht immer zuckersüß sein“, sagt die Café-Chefin Ursula Vojacek. Weil sich ihr Freund sehnlichst einen Krapfen aus Dinkelmehl gewünscht habe, kreierte die Konditorin den Obazda-Krapfen. „Der ist wegen des Dinkelmehls kerniger, die Käsecreme passt hervorragend dazu.“

Kein Krapfen für soziale Medien

Wir können Krapfen vernaschen, nur via soziale Medien verschicken – das geht noch nicht. Obwohl sich eine österreichische Traditionsbäckerei seit Jahren für einen Krapfen-Emoji als Alternative zum amerikanischen Donut einsetzt. Bislang vergeblich. Das für Emojis zuständige US-amerikanische Unicode-Konsortium lehnte das Krapfen-Begehren bislang ab.

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