Starnberg – Der Mitte Januar unweit der Bundesstraße 2 im Landkreis Starnberg tot aufgefundene Gänsegeier ist wohl an den Folgen einer Bleivergiftung gestorben. Das geht laut Landesbund für Vogelschutz (LBV) aus den Untersuchungen des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hervor. Die Untersuchung des toten Tieres hatte der LBV dort in Auftrag gegeben.
Dabei wurde festgestellt, dass sich im Gewebe des Greifvogels ein rund fünf Millimeter großes, bleihaltiges und weniger als ein Gramm schweres Geschoss befand. Das reichte offenbar aus, um den Vogel dahinzuraffen. Von einer Bleivergiftung wird laut LGL bei einer Belastung von zwei bis zehn Milligramm pro Kilo gesprochen. Bei dem toten Geier wurden 22 Milligramm in der Leber nachgewiesen. „Im Magen-Darm-Trakt wurde nichts gefunden“, sagte Andreas von Lindeiner vom LBV. Daraus lasse sich ableiten, dass der Vogel an einer chronischen Bleivergiftung durch das Geschoss gestorben sei und nicht etwa, weil er Aas von mit Blei geschossenem Wild gefressen hatte.
So oder so – für die Vogelschützer ist der Nachweis ein Grund mehr für einen Appell an die Jäger: Sie sollten freiwillig auf den Einsatz von bleihaltiger Munition verzichten. Außerdem erklärte der LBV, Strafanzeige gegen Unbekannt zu stellen. Denn die Tötung der streng geschützten Gänsegeier ist eine Straftat. Der Bayerische Jagdverband kündigte an, sich der Strafanzeige anzuschließen. Der Verband habe hier eine Null-Toleranz-Politik, teilte Jägerchef Ernst Weidenbusch mit. „Ob Jagdscheininhaber oder nicht: Derjenige, der dies vorsätzlich getan hat, ist ein Krimineller.“
Ob tatsächlich in Bayern auf den Geier geschossen wurde, ist aber fraglich. Die Vögel mit einer Spannweite von fast drei Metern legen große Strecken zurück. Heimisch sind sie in Europa vor allem in Spanien, Frankreich oder am Balkan. „Wo der Schuss abgegeben wurde, ist völlig unklar“, sagt Andreas von Lindeiner. Eine Bleivergiftung könne sich über Monate hinziehen, bis sie tödlich endet.
Auch die Jäger hoffen nun auf kriminaltechnische Untersuchungen des Projektils. Die Größe der Kugel macht Starnbergs Jägerchef Hartwig Görtler jedenfalls stutzig. Fünf-Millimeter-Geschosse seien hierzulande sehr ungewöhnlich. dg/ike