Sie haben nicht mehr viel Zeit! Am kommenden Montag ist Valentinstag und Sie sollten, wenn es nach der Werbung geht, vorbereitet sein. Eine gravierte Whiskeykaraffe für den Gatten? Freut sich die Herzensdame über eine Kuscheldecke mit Ärmeln, genießt der beste Kumpel Wein aus der Toskana? Wäre die Schulfreundin begeistert über einen neuen Gedichtband?
Valentinstag. Werfen wir einen kurzen Blick zurück. In der Antike wurden junge Leute durch eine Art Liebeslotterie zueinander gewürfelt. So eine Art „Herzblatt“ war das oder wie auch immer heutzutage ahnungslose Menschen medial miteinander verbandelt werden. Die Ausgelosten haben sich gegenseitig etwas geschenkt und lebten ein Jahr lang wie Verlobte. Vermutlich war das die Chance, einem nicht so berauschenden Zufallstreffer wieder elegant zu entkommen. In der Liebe gehört zum Gefühl der Verstand, sonst ist es mit der Partnerschaft bald vorbei. Aber was ist mit Valentin, nach dem der Tag genannt ist, dem Bischof in Umbrien? Geschichten erzählen, dass die jungen Leute selber keine Liebeslotterie mehr wollten. Sie wollten die Partner, die sie liebten. Deshalb gingen sie zu Bischof Valentin und ließen sich von ihm trauen. Diese Beziehungen sollen besonders glücklich gewesen sein. Valentin hat sich auch für Liebende eingesetzt, wenn ihre Angehörigen gegen die Verbindung waren. Valentin, begeisterter Hobbygärtner, hat Verliebten gerne Blumen geschenkt. Dieser Bischof war ein aufrechter Christ mit Sinn für Ästhetik, für zarte Gefühle. Er hatte ein gutes Gedächtnis dafür, wer zusammenpasst.
Das brauchen Paare heute auch: Wer tobt, weil der andere mal wieder keinen Nagel in die Wand bringt, die muss sich fragen, ob sie sich damals in einen Handwerker verliebt hat oder in den kunstsinnigen Gourmet? Und umgekehrt: Man schwärmte für den Handwerker. Warum muss der Liebste nun Lyrik zitieren? Und wenn die Herzensdame auf ihrer beinhart untermauerten Ansicht beharrt – hat einem damals nicht gerade diese selbstbewusste Frau gefallen? Man sollte sich gelegentlich daran erinnern, was einen früher an ihm oder ihr fasziniert hat. Der Valentinstag geht vorüber. So, wie die rosaroten Zeiten des Anfangs, der Rausch der Verliebtheit. Immer ist Raum dafür, wahre Liebe und Freundschaft zu pflegen. Dazu braucht es keine überflüssigen Geschenke – nur ehrliche Zuneigung. Das pressiert nicht direkt, aber die Zeit dafür sollte man nicht verplempern. Damit es nicht doch irgendwann zu spät ist.
* Susanne Breit-Keßler ist Vorsitzende des Bayerischen Ethikrates