Vergifteter Champagner

von Redaktion

52-Jähriger obduziert – Große Menge Ecstasy in der Flasche

Weiden – Projektmanager Harald Georg Z. hatte sich auf den ersten Abend ohne Sperr-stunde gefreut: Um 21.48 Uhr schickte der 52-Jährige seinem besten Freund noch eine Video-Nachricht aus dem Restaurant „La Vita“ in Weiden, wo er sich mit einigen Freunden getroffen hatte. Dort kam es dann auch zu dem schrecklichen Vorfall: Die Gruppe bestellte Champagner aus einer Drei-Liter-Flasche an den Tisch. Für Harald Georg Z. endete das tödlich. Er brach zusammen und starb einige Zeit später im Krankenhaus (wir berichteten). Den Champagner hatte er sich mit sieben Freunden im Alter von 33 bis 52 Jahren geteilt. Auch die anderen fünf Männer und drei Frauen hatten Vergiftungserscheinungen, überlebten aber. Sie wurden in Krankenhäuser gebracht. Nach Polizeiangaben lagen beim Eintreffen der Rettungskräfte mehrere Personen auf dem Boden.

Gestern bestätigte nun die zuständige Staatsanwaltschaft Weiden, dass sich in der Flasche die Droge Ecstasy befunden hatte. „In katastrophal hoher Konzentration“, wie der Leitende Oberstaatsanwalt Gerd Schäfer betonte. „Das war keine Droge mehr, das war Gift.“ Schäfer verwies auf Ergebnisse einer ersten toxikologischen Untersuchung des Flascheninhalts. Unklar sei aber, wie die Droge in die Flasche geraten war. Einen gezielten Anschlag schließen die Ermittler aus. Laut Schäfer besteht der Verdacht der fahrlässigen Tötung.

Die Polizei ermittelt nun in alle Richtungen. „Wir werden uns auch die Vertriebswege genau anschauen“, sagt Oberstaatsanwalt Schäfer. Es werde geprüft, ob beziehungsweise wo oder von wem die Flasche manipuliert wurde. Es wäre durchaus möglich, eine Flasche zu öffnen, die Drogen einzufüllen und die Flasche wieder so zu verschließen, dass es nicht auffällt. Der Hersteller sei bislang noch nicht kontaktiert worden, so Schäfer.

Ecstasy und Liquid Ecstasy seien gerade sehr verbreitet, heißt es aus dem Landeskriminalamt. Manchmal werde es auch unfreiwillig konsumiert, berichtet ein Sprecher.

Eines der Opfer aus Weiden konnte die Klinik gestern wieder verlassen. Einen Teil der Freunde konnte die Polizei bereits vernehmen. Weitere Befragungen stehen noch aus. Die Gäste sollen sofort den Geschmack des Champagners beanstandet haben. „Der war wohl auffällig, um nicht zu sagen: scheußlich“, berichtet Schäfer. Seinem besten Freund zufolge war die konsumierte Champagner-Marke Z.s Lieblingsgetränk. An dem Abend sei der 52-Jährige einfach nur glücklich gewesen. „Niemals würde Harry solche berauschenden Mittel freiwillig zu sich nehmen“, betonte einer seiner Spezl.

Die Ermittler gehen derzeit nicht davon aus, dass einer der Gäste die Droge in die Flasche schüttete. Ein Teilnehmer aus der Runde hatte das Öffnen der Flasche gefilmt. Bei der Gruppe soll es sich um Stammgäste gehandelt haben – auch die Wirtin stieß mit an.

Das Restaurant bleibt vorerst geschlossen. Eine Sonderkommission namens „Markt“ arbeite an der Aufklärung des Falles. Die Beamten bitten um Zeugenhinweise. Die Leiche des Toten wurde obduziert, die Ermittler gingen von einer Drogenvergiftung aus.  we/mc/lby

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