Rottenbuch – Der Sonnenhof in Rottenbuch (Kreis Weilheim-Schongau) ist ruhig gelegen. Ein weitläufiges Gelände, fernab der nächstgrößeren Ortschaft Peiting, mitten im Grünen. Genau der richtige Ort, um einen unaufgeregten Lebensabend zu verbringen. In einem Seniorendorf zum Beispiel.
So etwas gibt es auf dem Sonnenhof – allerdings nicht für Menschen. Die fünf Blockhütten, die auf dem großflächigen Grundstück wie in einem Dorf zusammenstehen, sind das Zuhause betagter Hunde. Vierbeiner, die sich wegen ihres Alters in Tierheimen nur noch schwer vermitteln lassen. In Rottenbuch kümmert man sich um sie – und gibt sie bestenfalls an neue Besitzer weiter. Denn auch wenn es den Tieren in der ländlichen Idylle gut geht, soll der Sonnenhof nicht ihre letzte Station sein.
Das Team um Nicole Brühl, Vorsitzende des Vereins „Sonnenhof für Mensch und Tier“, ist immer auf der Suche nach Herrchen und Frauchen, die einen Seniorenhund bei sich aufnehmen. Darum hat Brühl vor einigen Jahren das Projekt „Senioren für Senioren“ ins Leben gerufen. Die Idee: ältere Personen und betagte Hunde zusammenbringen. Damit sie sich gegenseitig den Lebensabend verschönern. Brühl sieht in dem Konzept eine große Chance für Mensch und Tier. „Ich kenne viele Senioren, denen es mit Hund viel besser geht“, erzählt sie. Für Personen, die den ganzen Tag allein sind, können die Tiere eine Brücke zur Gesellschaft sein. „Die Menschen kommen zum Gassigehen raus und da oft mit anderen ins Gespräch“, meint Brühl. „Sie haben Ansprache.“ Außerdem ist ein Hund jeden Tag aufs Neue eine Aufgabe: Er will gefüttert, umsorgt und beschäftigt werden, nimmt Zeit in Anspruch. „Dadurch fühlen sich die Senioren gebraucht.“
Freilich profitieren auch die Hunde davon, wenn sie wieder einen Besitzer haben, der ihnen Liebe und Ansprache schenkt. Viele Menschen befürchten allerdings, dass ein Seniorenhund auch hohe Tierarztkosten bedeutet. „Darum bleiben viele alte Hunde in den Tierheimen zurück“, erklärt Brühl. Für den Sonnenhof soll diese Sorge kein Grund sein, sich gegen einen Vierbeiner zu entscheiden. „Wir übernehmen alle medizinischen Kosten. Auch nach der Vermittlung.“ Eventuelle Krankheiten des Tiers können sich allerdings auf die Höhe der Schutzgebühr auswirken, die bei der Übergabe anfällt und die sich immer nach dem jeweiligen Hund richtet, wie Brühl bestätigt.
Generell bekommen die Senioren alle Unterstützung, die sie brauchen, wenn sie einen Hund vom Sonnenhof aufnehmen. Das beginnt bei Ratschlägen am Telefon, wenn Fragen oder Nöte auftauchen. Die Hunde können außerdem jederzeit zurück nach Rottenbuch, auch ganz kurzfristig, in Notfällen. Zum Beispiel, wenn der Besitzer ins Krankenhaus muss und nicht weiß, wo das Tier in dieser Zeit hin soll. „Einmal Sonnenhofhund, immer Sonnenhofhund“ ist das Motto. „Wir lassen die Menschen da nicht allein.“
Trotzdem sollte man sich immer schon vorher Gedanken machen, ob es im Freundes- oder Familienkreis jemanden gibt, der den Hund im Fall der Fälle bei sich aufnimmt. „Die Senioren sollten sich fragen: Was passiert, wenn mir etwas passiert?“, meint Brühl.
Insgesamt gibt es bei der Vermittlung allerhand zu beachten. Vor allem, dass Mensch und Tier wirklich zusammenpassen. Jemand, der viel spazieren geht, wird mit einem anderen Hund glücklich, als Senioren, die schlecht zu Fuß sind. „Welcher Hund passt zu welchem Menschen? Das ist die Frage, die wir uns vor der Vermittlung immer stellen.“
Corona-bedingt ist ein Besuch auf dem Sonnenhof momentan nur mit Termin möglich. Dort können sich Mensch und Tier dann zum ersten Mal beschnuppern. Bevor es dann zur Vermittlung kommt, besucht das Sonnenhof-Team das neue Zuhause des Seniorenhundes. „Wir schauen, wo das Tier hinkommt“, erklärt Nicole Brühl. „Das ist das ganz normale Vermittlungsverfahren.“ Einen zweiten Besuch gibt es dann sechs Monate später, wenn sich Mensch und Tier schon eingespielt haben. Ein Kontrolltermin. „Da geht es nicht drum, dass wir den Besitzern auf die Finger schauen. Wir wollen eher sehen, wo wir sie noch unterstützen können.“ Damit die tierischen und menschlichen Senioren einen schönen gemeinsamen Lebensabend verbringen. THERESA KUCHLER
Weitere Informationen
Interessierte können unter 0 88 67/92 11 36 und info@ tierschutz-sonnenhof.de Kontakt zum Sonnenhof aufnehmen, um einen Besuchstermin im Seniorendorf zu vereinbaren.