Eingeschlossen in der Höhle

von Redaktion

Schmelzwasser schloss Forscher ein – Rettung nach 36 Stunden

Lofer – Der Lamprechtsofen in Weißbach bei Lofer (Salzburger Land) gilt als eine der tiefsten Höhlen der Welt. Schon wiederholt war die Schauhöhle nahe der bayerischen Grenze Ort dramatischer Rettungen. Jetzt saßen dort drei Forscher aus Polen fest. Schmelzwasser ihnen in einem Siphon hatte ihnen am Donnerstag den Rückweg versperrt. Erst am Freitagabend konnten sie nach 36 Stunden gerettet werden.

Seit Jahrzehnten wird die Höhle von polnischen Höhlenforschern erkundet. Vor allem der Speläologe Andrzej Ciszewski aus Krakau erforschte das System und vermaß es. 62 Kilometer sind die Gänge lang, nur 700 Meter davon sind für Besucher geöffnet – derzeit aber nicht.

Immer wieder sind die Polen in der Höhle zu Besuch. Unter den drei Forschern, die jetzt in die für die Öffentlichkeit gesperrten Bereiche gestiegen waren, ist auch Ciszewskis Sohn Michal. „Die drei Männer hatten keinen längeren Aufenthalt in der Höhle geplant“, berichtete Monika Feichtner, Leiterin der Höhlenrettung Salzburg. Sie wollten bei einer für 20 Stunden geplanten Tour Gesteinsproben sammeln. Dass die Höhle zu einer Falle für die Forscher werden könnte, habe sich zuvor nicht abgezeichnet. „Das Tauwetter kam in diesem Ausmaß überraschend“, sagte Feichtner.

Die Problemstelle liegt nur 400 Meter vom Einstieg entfernt. „Da befindet sich ein Siphon, der mit Schmelzwasser von den Leoganger Steinbergen vollgelaufen ist“, sagte Feichtner. In dem Siphon sei eine Metalltür eingebaut. „Wie bei einem Ofen, etwa einen Meter auf einen Meter groß.“ Diese Metalltür stand unerwartet unter Wasser.

Der Kontakt zu den Forschern war zunächst unterbrochen. Am Freitagnachmittag konnte dann ein Rettungstaucher zu den Eingeschlossenen vordringen. „Alle drei scheinen wohlauf, allerdings unterkühlt zu sein“, hieß es von den Behörden. Sie gingen zunächst davon aus, dass das Trio in absehbarer Zeit die Höhle aus eigener Kraft wieder verlassen könne. Erst war aber unklar, wann es soweit sein könnte.

Feichtner hatte zuvor mitgeteilt: „Sie haben Ausrüstung und Verpflegung dabei, man muss da unten immer mit Notfällen rechnen.“ In der Höhle gebe es genügend Biwakplätze. „Die drei kennen sich dort bestens aus.“ Für den Fall eines längeren Aufenthalts sollten die Taucher zusätzlich Verpflegung und wärmende Ausrüstung zu den Forschern bringen und ein Kommunikationssystem aufbauen, mit dem man Kurznachrichten senden kann.

Dann sank das Wasser am Freitagabend überraschend schnell und die Forscher konnten schwimmend ins Freie gelangen, teile die Pressestelle des Landes Salzburg mit. Alle drei hätten die Höhle wohlauf wieder verlassen. JOHANNES WELTE

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