München – Zu einem schweren Motorrad-Unfall am Kesselberg rückten die Rettungskräfte aus Kochel am See (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) zum Ende der Biker-Saison noch einmal aus: Ende Oktober war ein 16-jähriger Ebersberger in der sogenannten Applauskurve gestürzt. Er verletzte sich schwer, als er von seiner Yamaha fiel und rücklings gegen eine Felswand geschleudert wurde. Der junge Mann überlebte. Doch auch im vergangenen Jahr endete die Ausfahrt mit dem Motorrad für viele Biker tödlich: 108 Motorradfahrer kamen in Bayern ums Leben.
Die Zahl findet Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) mehr als bedenklich. „2021 war jeder vierte getötete Verkehrsteilnehmer ein Motorradfahrer“, erklärte er gestern bei der Vorstellung der Unfallstatistik des vergangenen Jahres. Insgesamt gab es in Bayern so wenig Unfalltote wie nie, so weit die gute Nachricht. Trotzdem starben 443 Menschen im Straßenverkehr. 2020 waren es 484.
Die 108 toten Motorradfahrer bereiten Herrmann „große Sorgen“, weil die Zahl unverhältnismäßig hoch sei. „Auch, wenn sie im Vergleich zu 127 toten Motorradfahrern im Jahr 2020 leicht gesunken ist, müssen wir hier dranbleiben.“ Auf beliebten Strecken wie dem Kesselberg soll die Polizei daher nicht nur weiter schwerpunktmäßig auf Geschwindigkeit kontrollieren. „Wir empfehlen Motorradfahrern zum Saisonstart auch, ein Fahrsicherheitstraining zu machen.“
Insgesamt sind 2021 in Bayern rund 359 000 Unfälle passiert. 14 000 mehr als im Vorjahr, was Herrmann darauf zurückführt, dass die Straßen im ersten Lockdown weit weniger befahren waren. Mit 10,5 Millionen seien so viele Fahrzeuge wie noch nie unterwegs. „Obwohl es immer mehr Fahrzeuge werden, konnten wir die Zahl der Verkehrstoten nun zum dritten Mal in Folge senken. Ein positiver Trend.“ 1970, dem Beginn der statistischen Erhebungen, seien in Bayern etwa noch 3897 Menschen bei Unfällen gestorben.
Besonders oft hat es 2021 auf Landstraßen gekracht: „289 Menschen sind dort umgekommen“, sagte Herrmann. Innerorts gab es 104 und auf Autobahnen 50 Tote. Ein Viertel aller tödlichen Unfälle passierte wegen zu hoher Geschwindigkeiten – und das meist auf Landstraßen. „Eine freie Straße darf aber eben keine Einladung zum Rasen sein“, so Herrmann. Wären Tempolimits beachtet worden, hätten viele der 55 tödlichen Unfälle vermieden werden können, die außerorts wegen Missachtens der Vorfahrt passiert sind.
An Aktionstagen, etwa am 5. und am 7. Mai, wird die Polizei für mehr Verkehrssicherheit werben – und wohl auch wieder verstärkt kontrollieren. Am 13. Oktober liegt der Fokus europaweit auf dem Schwerlastverkehr. „Fuß vom Gas, Verkehrsregeln beachten sowie vor- und umsichtig fahren“, forderte Herrmann. 29 Tote wegen Alkohols sowie 16 wegen Ablenkungen, etwa Handys, seien ebenso vermeidbar gewesen wie die 59 Menschen, die starben, weil sie nicht angeschnallt waren. „Es starb auch ein Kind, weil es ungesichert auf dem Traktor saß“, sagte Herrmann. „So etwas hätte nicht sein müssen.“ sco