Mistelbach/Bayreuth – Gut sechs Wochen nach dem mutmaßlichen Doppelmord im oberfränkischen Mistelbach gibt es eine zweite Tatverdächtige: die 16-jährige Tochter des getöteten Ehepaars. Im Zuge der noch andauernden Ermittlungen habe sich gegen sie der dringende Tatverdacht erhärtet, als Mittäterin an der Ermordung ihrer Eltern beteiligt gewesen zu sein, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft gestern mit. „Das Tatmotiv dürfte wohl in innerfamiliären Streitigkeiten zu suchen sein“, hieß es.
Ihr wird Mord in zwei Fällen vorgeworfen, seit gestern sitzt sie im Gefängnis. Der 51-jährige Mann und seine 47-jährige Ehefrau waren in der Nacht zum 9. Januar leblos gefunden worden. Laut den Ermittlern wurden sie wohl im Schlaf erstochen. Schnell rückte der 18 Jahre alte Freund der 16-jährigen Tochter in den Fokus – bereits kurz nach der Tat kam er wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft.
„Während die Tatbeteiligung des 18-Jährigen bereits von Anfang an im Raum stand, war die Rolle der Tochter zunächst unklar“, schrieben die Ermittler jetzt. Das junge Paar solle gemeinsam den Tatentschluss gefasst haben, die beiden zu töten, hieß es nun. Der 18-Jährige soll dem Ehepaar die tödlichen Stiche zugefügt haben. Die Tochter soll „ihm die ungehinderte Tatausführung ermöglicht und dadurch einen aktiven Beitrag zum Tötungsdelikt geleistet haben“. Was sie in der Nacht zum 9. Januar genau getan haben soll, beantworteten Polizei und Staatsanwaltschaft nicht. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bayreuth erklärte, kann man auch Mörder oder Mörderin sein, ohne die tödliche Tathandlung konkret selbst ausgeführt zu haben.
Nach der Tat waren die beiden ins nahe Bayreuth geflüchtet und hatten sich der Polizei gestellt. Für die Jugendliche gelte ein besonders schutzwürdiges Persönlichkeitsinteresse. Mit dieser Begründung lehnten die Ermittler weitere Angaben zu genaueren Hintergründen und zum genauen Motiv des jungen Paares ab. Das Ehepaar – ein 51-jähriger Kinderarzt und eine 47-jährige Medizinerin – hinterlässt neben der tatverdächtigen Tochter drei weitere Kinder. Die Tat hatte in der ganzen Region große Bestürzung ausgelöst.
Der Familienvater war als Kinderarzt in der Region bekannt. Sein Praxispartner veröffentlichte kurz nach der Tat im Internet ein Statement. Darin drückten die Kollegen ihre Fassungslosigkeit aus und kündigten an, die Praxis als „gemeinsames Herzensprojekt“ weiterführen zu wollen. mm/lby