Nürnberg – Gegen 7.15 Uhr lief die Meldung bei der Nürnberger Polizei ein. 13 Personen blockierten auf der Jansenbrücke die Ausfahrt des Frankenschnellwegs – eben jener Autobahn, auf der im morgendlichen Berufsverkehr viele Pendler von Fürth nach Nürnberg unterwegs sind.
Als die Polizei vor Ort eintraf, hatten sich vier der Aktivisten auf dem Asphalt festgeklebt – nach eigenen Angaben mit Sekundenkleber an den Händen. „Welcher Kleber auch immer es war, er war sehr effektiv“, sagt Polizeisprecher Michael Petzold. Die Nürnberger Berufsfeuerwehr und ein Notarzt rückten mit Lösungsmitteln an, um den Klebe-Protest zu beenden. Widerstand sei nicht geleistet worden. Gegen 9 Uhr konnte die Strecke wieder für den Verkehr freigegeben werden. Die vier festgeklebten Aktivisten wurden vorläufig festgenommen, ihre Personalien festgestellt. Die Polizei ermittelt wegen des Anfangsverdachts der Nötigung. Ob weitere Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten in Betracht kommen, müssten die Ermittlungen zeigen.
Bis die Blockade beseitigt war, staute sich der Verkehr auf dem Frankenschnellweg über mehrere Kilometer in Richtung Fürth. Insgesamt sei die Situation friedlich geblieben, heißt es bei der Polizei. „Aber der ein oder andere im Stau stehende Autofahrer hat durchaus lautstark seinen Unmut geäußert“, berichtet Petzold.
„Dass Menschen zu spät zur Arbeit kommen oder Lieferungen verspätet ankommen, ist im Sinne unseres Protests“, sagte Florian Hienle aus dem Kreis der Aktivisten vor Ort gegenüber „News5“. „Wir stören das System massiv und machen auf die Klimakrise aufmerksam. Wir fordern Sofortmaßnahmen von der Regierung.“ Die Aktivisten der Gruppe „Aufstand der Letzten Generation“ hat zuletzt mehrfach mit Blockaden auf sich aufmerksam gemacht, etwa in Berlin, Hamburg und München. Sie fordern ein Gesetz gegen das Wegwerfen von Lebensmitteln und eine Agrarwende. Am Sonntag endete ein Ultimatum, das die Aktivisten der Bundesregierung gestellt hatten. Nun sollen Flughäfen und Häfen gestört werden. Aus der Politik kommt wenig Verständnis. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) teilte gestern mit: „Die Versammlungs- und Meinungsfreiheit endet dort, wo das Strafrecht beginnt.“
Viel Kritik gab es etwa nach einer Blockade in Berlin, wegen der Berichten zufolge auch ein Rettungswagen mit eingeschalteter Sirene im Stau feststeckte. Darauf habe man in Nürnberg reagiert, betont Aktivist Hienle. „Wir haben darauf geachtet, dass eine Rettungsgasse gebildet wird. Wir hätten jederzeit eine Stelle frei machen können, sodass Rettungsfahrzeuge durchfahren können.“ Dass den Aktivisten nun trotzdem Bußgelder drohen – „darauf sind wir vorbereitet“. VON DOMINIK GÖTTLER