Oberstdorf – Die Bergwacht Oberstdorf rückte gestern noch einmal mit einem Helikopter gen Nebelhorn (Kreis Oberallgäu) aus – allerdings nicht zu einem Rettungseinsatz, sondern zur Bergung eines Toten. Am Montag waren zwei Wanderer von der Seealpe, der Mittelstation der Nebelhornbahn, aufgebrochen und hatten sich beim Aufstieg zum Edmund-Probst-Haus verirrt (wir berichteten). An der Hütte, die auf 1927 Metern neben der Bergstation liegt, kamen die Männer nie an. Gegen Mitternacht setzten sie den Notruf ab – und die Rettungskräfte brachen zu einem schwierigen Einsatz auf.
Wegen des Wetters konnte die Bergwacht sie zwar lokalisieren, aber nicht zu ihnen durchdringen. Sie musste den Einsatz gegen vier Uhr morgens wegen 40 Zentimetern Neuschnees und Böen von rund 100 km/h abbrechen. Gegen 5.30 Uhr wurde die Suche mit zwei Hubschraubern fortgesetzt. Entdeckt wurden die beiden Wanderer aber erst nach acht Uhr am Geißfuß, einem Berg unterhalb des Nebelhorns.
Wegen des Schneetreibens konnte niemand zur Unglücksstelle abgeseilt werden. Als es gelang, konnte der Bergretter nur noch feststellen, dass ein Mann bereits tot und der andere stark unterkühlt war. Laut Polizeipräsidium Schwaben Süd West erlitt der Bergretter selbst eine Unterkühlung – erst sechs Stunden später konnte man ihn und den noch lebenden Wanderer bergen. Letzterer wurde schwer unterkühlt in das Krankenhaus Immenstadt gebracht. Gestern war sein Zustand noch immer kritisch. Insgesamt waren zehn Einsatzkräfte der Bergwacht sowie fünf Beamte der Alpinen Einsatzgruppe der Polizei an der Rettung beteiligt. Der Leichnam konnte am Dienstag wegen des Wetters nicht mehr geborgen werden – erst gestern gegen 14.30 Uhr.
Beamte der alpinen Einsatzgruppe wurden aus dem Hubschrauber abgeseilt und bargen den Toten. Derzeit geht die Polizei bei der Todesursache von einem Unglücksfall und nicht von Fremdverschulden aus. Sollten sich auf letzteres Hinweise ergeben, würden Spezialisten der Kriminalpolizei hinzugezogen. Die Identität der beiden Wanderer war der Polizei bis Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Auch die Angehörigen seien daher noch nicht verständigt, so ein Sprecher.