Unterhaching/Deggendorf – Am Tag nach der Entlassung klingt Bernd Sibler am Telefon gut gelaunt. Ja klar, sagt der 51-Jährige, die Entlassung aus dem Amt schmerze. 23 Jahre lang ist er jetzt Landtagsabgeordneter, der Dienstälteste aus Niederbayern, wie er betont. Fast zehn Jahre war er im Kabinett, mal als Staatssekretär, die vergangenen drei Jahre als Wissenschaftsminister. Jetzt weicht er dem bisherigen CSU-Generalsekretär Markus Blume. Es habe sich ja schon länger angedeutet, „es war eine Konstellation, die man sich denken konnte“. Höflich übergab Sibler, bis Mittwoch wegen einer Corona-Infektion in Isolation, am Donnerstag offiziell die Amtsräume an Blume.
Ihm fällt das wahrscheinlich relativ leicht. Denn die örtliche CSU – Sibler wohnt in Plattling (Kreis Deggendorf) – hat rasch reagiert. Noch am Abend sprach sich die Kreistags-CSU dafür aus, Sibler als Landrats-Kandidaten zu nominieren. Er wäre Nachfolger von Christian Bernreiter, dem neuen Bau- und Verkehrsminister. Sibler spricht von einer „guten Entwicklung“. Und weiter: „Es bietet sich an, die Aufgabe anzunehmen, wenn die Wählerinnen und Wähler das wollen.“
Es könnte ein Selbstläufer werden, Bernreiter hatte zuletzt fast 70 Prozent der Stimmen geholt. Allerdings schöpft die gebeutelte SPD im Kreis wieder Hoffnung. Im Gegensatz zum letzten Mal werde „auf jeden Fall“ ein Gegenkandidat aufgestellt, sagt die Vize-SPD-Kreischefin Susanne Riedl. Weitere Parteien werden nachziehen. Angedachter Wahltermin ist der 8. Mai.
Noch eine weitere Nachfolgefrage hat Bernreiter ausgelöst – die des Präsidenten des Bayerischen Landkreistags. Bernreiter hatte das Amt 2014 von Jakob Kreidl (CSU) übernommen, der durch die Sparkassen-Affäre nicht mehr haltbar war, und dem Amt Geltung verschafft. So war er in der Flüchtlingskrise Ansprechpartner von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Als Interims-Vorsitzender fungiert jetzt Vizepräsident Thomas Karmasin (CSU), seit 1996 Landrat in Fürstenfeldbruck. Ist der 59-Jährige jetzt ein Aspirant auf die Nachfolge? Karmasin schließt das nicht aus. „Ich mache gerne und mit Engagement die Vertretung bis Mai“, erklärte er – am 4. und 5. Mai kommen die Landräte in Prien am Chiemsee zur Neuwahl zusammen. „In allem anderen will ich erst mit den Gremien des Landkreistages sprechen.“
Keine unmittelbar neue Job-Option eröffnet sich für Kerstin Schreyer (CSU) aus Unterhaching, die vier Jahre lang erst Sozial- und dann Bau- und Verkehrsministerin war. Die 50-Jährige wünschte ihrem Nachfolger Bernreiter, wie man das halt so tut, via Facebook „alles Gute und viel Erfolg“. Kein weiterer Kommentar am Donnerstag – auch auf Anfrage. Allerdings veröffentlichte sie im Internet einen Brief ihres Personalrats, der Ministerpräsident Söder vorwirft, die Bauminister wechselten viel zu oft. Giftig waren die Beiträge zu ihrem Facebook-Post: „Ich bin stinksauer und langsam wird meine Partei, seit 46 Jahren und immer aktiv, für mich nicht mehr wählbar“, hieß es da. „Warum gibt es nicht mal einen Aufstand gegen den MP?“ – also den Ministerpräsidenten. Ein anderer kommentierte: „Leider haben Machtmenschen Angst vor starken Frauen.“
Carolina Trautner ist gerade in Quarantäne, Söder kündigte der Sozialministerin nach zwei Jahren telefonisch. Sie gibt sich gefasst: „Politische Ämter sind immer Ämter auf Zeit.“ Auch für die 60-Jährige aus dem Kreis Augsburg tut sich aktuell kein Posten auf. Sie macht als Abgeordnete weiter und kandidiert 2023 auch wieder. dw/st/mbe/kwo