Krün – Um diese Jahreszeit kommt man nach Krün, weil die Gipfel hier noch weiß sind. Das Dorf liegt zehn Kilometer von Schloss Elmau entfernt. Ein Luxushotel, eingeschlossen von Bergen, abgeschieden vom Rest der Welt. Diese einmalige Lage hat 2015 für den „friedlichsten G7-Gipfel aller Zeiten“ gesorgt. So sieht das Anton Speer, Freie-Wähler-Landrat im Kreis Garmisch-Partenkirchen.
Elmau 2.0, das zweite Treffen der Staats- und Regierungschefs im Juni (26. bis 28.), dürfte nach dem Militärangriff Russlands auf die Ukraine an Gewicht gewinnen. „Das wird nicht irgendein Gipfel sein, sondern der vielleicht wichtigste, seit es diese Treffen gibt“, sagt Thomas Schwarzenberger (CSU), Bürgermeister von Krün und Gastgeber der ersten Informationsveranstaltung für 150 geladene Gäste im örtlichen Kurhaus. Seine Worte griff Johannes Dimroth, der stellvertretende Chef des Bundespresseamts, auf. Der G7-Gipfel sei „vielleicht wichtiger denn je“. Der Krieg in der Ukraine wird sich inhaltlich auf die Tagesordnung auswirken – und die Themen Nachhaltigkeit, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit ergänzen. Gerade jetzt müssten die Partner, „die das gleiche Demokratieverständnis haben“, eng zusammenarbeiten, betont Dimroth. Für Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Regierung gehe es darum, außenpolitisch „einen Fußabdruck“ zu hinterlassen.
Im Oberen Isartal hoffen sie, dass das nicht wörtlich zu verstehen ist. Am meisten sorgen sich die Menschen um ihre Heimat, um ihre Häuser, um Wiesen und Felder. „Geht schonend damit um.“ Diese zentrale Botschaft richtete Landwirt Alois Kramer sowohl an die Regierungsvertreter als auch die Demonstranten. „Das bringt euch sonst keine Sympathien“, sagt er in Richtung der Gipfel-Kritiker.
So friedlich der Gipfel vor sieben Jahren verlief: Die Bilder von Straßenschlachten beim G20-Gipfel in Hamburg hat man in der Region noch im Kopf. Entsprechend wichtig war den Bürgern die Zusage von Joachim Herrmann (CSU): Bayerns Innenminister versprach eine Versicherung sowie eine Entschädigungsrichtlinie, die alle mutwillig verursachten Schäden auffängt. „Sie können sich darauf verlassen, dass die Absicherung mindestens so gut wie beim letzten Mal sein wird.“ Nicht abgedeckt sind davon Umsatzeinbußen der lokalen Einzelhändler.
Gleich mehrere Vertreter forderten einen Ausgleich. Michaela Nelhiebel, die Vorsitzende der Werbegemeinschaft Garmischer Zentrum, hat unter Geschäftsleuten im Ort nachgefragt. 2015 sanken die Umsätze im Monat des G7-Treffens zwischen 25 und 49 Prozent, verglichen mit den Jahren davor und danach. Er wolle diese Belange nicht wegwischen, sagte der Innenminister. Aber: „Es ist ein Unterschied, wenn jemand Ihr Haus beschmiert.“ Immerhin erreichten die Unternehmer ein weiteres Treffen mit Herrmann, bei dem beide Seiten nochmal verhandeln.
Konkrete Auswirkungen des Gipfels werden die Bürger erst wenige Wochen vorher spüren. Polizeipräsident Manfred Hauser kündigte weiträumige Kontrollen an. Sein Ziel: das Treffen „verlässlich zu schützen“. Die Behörden rechnen mit mehreren Demonstrationen. Wie viele Menschen sich dafür mobilisieren lassen, werde man erst spät abschätzen können. Sollten allerdings Straftäter die „friedlichen Versammlungen“ kapern, betont der Polizeipräsident, „schreiten wir konsequent ein“.