Vierzehnheiligen – Die Situation der katholischen Kirche im Erzbistum Köln belastet auch die anderen Diözesen in Deutschland. Das machte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung im fränkischen Wallfahrtsort Vierzehnheiligen klar. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki habe auf der Konferenz ein Statement abgegeben, danach habe es eine Aussprache gegeben. „Dennoch habe ich den Eindruck, dass noch viele Fragen offengeblieben sind“, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. „Es gibt eine gewisse hilflose Sprachlosigkeit in der Bischofskonferenz angesichts der Situation in Köln“, sagte Bätzing. „Köln betrifft uns alle. Ob das gut geht oder nicht, es betrifft uns alle.“ Er sehe den Papst jetzt noch mehr in der Verantwortung, eine Entscheidung in Köln zu fällen. Wie berichtet, hatte Kardinal Woelki dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Bätzing wünschte sich, dass es eine Versöhnung zwischen dem Kölner Kardinal und seinem Bistum gebe – und er hoffe, dass sich das positiv auf die Kirche in Deutschland auswirke. „Jeder hat eine neue Chance verdient – das gilt für Kardinal Woelki und das Erzbistum Köln.“
Breiten Raum nahm bei den Beratungen der Krieg in die Ukraine ein. Die katholischen Bischöfe verabschiedeten eine umfangreiche Erklärung, in der sie Waffenlieferungen in die Ukraine für gerechtfertigt halten. „Rüstungslieferungen an die Ukraine, die dazu dienen, dass das angegriffene Land sein völkerrechtlich verbrieftes und auch von der kirchlichen Friedensethik bejahtes Recht auf Selbstverteidigung wahrnehmen kann“, seien „grundsätzlich legitim“, heißt es in der Erklärung.
Kontrovers diskutierten die Bischöfe über Reformvorhaben in der Kirche – wie etwa die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare oder die Weihe von Diakoninnen. Bätzing machte klar, dass die Bischöfe weder den Diakonat der Frau noch deren Priesterweihe zulassen könnten, aber man könne „Wege der Erkenntnis“ aufzeigen. In Bezug auf den Umgang mit queeren Menschen sagte der Limburger Bischof, dass sich „die Lehre der Kirche in diesen Fragen weiterentwickeln“ müsse.
Die Frage, ob es einen Stimmungswechsel zugunsten der Reformen in der Kirche gebe, wollte Bätzing nicht beantworten. „Ich bin nicht dazu da, die Gewissen einzelner Mitbrüder zu beugen“, sagte er. Er stellte aber eine „Nachdenklichkeit“ fest. Auch bei der Überarbeitung des kirchlichen Arbeitsrechts gebe es Bewegung. Dabei geht es auch darum, dass künftig die private Lebenssituation von kirchlichen Mitarbeitern nicht mehr als Verstoß gegen die Loyalitätspflicht betrachtet werden soll. Bätzing hofft, dass es bis zum Jahresende eine Änderung gibt. Die 120 000 Unterschriften unter einer Petition der Initiative „OutInChurch“ könnten die Bischöfe nicht unberührt lassen. CLAUDIA MÖLLERS