Marx stellt sich Debatte mit Diözesanräten

von Redaktion

VON ANDREAS BESCHORNER

Moosburg – Bei der Frühjahrsversammlung des Diözesanrats hat Erzbischof Reinhard Marx betont, dass es keine Relativierung der Inhalte des Missbrauchsgutachtens geben dürfe. Gleichzeitig versicherte der Kardinal bei dem Treffen des Laiengremiums in Moosburg (Kreis Freising), dass die Kirche seit Veröffentlichung des ersten Gutachtens von 2010 nicht nichts getan habe. Seit zwölf Jahren sei man auf dem Weg, die Vorfälle aufzuarbeiten. „Wenn auch manchmal stolpernd“, wie Marx zugab.

Weil „niemanden von uns die ganze Misere des Missbrauchs kalt lässt“, wie es der Diözesanratsvorsitzende Hans Tremmel formuliert hatte, sollte am Samstag genug Raum für eine Aussprache gegeben sein. Marx hatte darauf hingewiesen, dass das Gutachten gegenüber dem Bericht aus dem Jahr 2010 „substanziell nicht viel Neues“ biete. Der Blick sei nun aber konkret auf ein Bistum gerichtet worden, Namen seien genannt. Und deshalb sei das Gutachten „ein wichtiger Baustein der Aufarbeitung, es ist aber nicht die Aufarbeitung“.

In der anschließenden Aussprache hatten ein halbes Dutzend Diözesanräte ihre Fragen angemeldet. Ein Diözesanrat sagte, die Gutachter hätten bei der Präsentation ihrer Ergebnisse die Diskussion bereits in eine ganz bestimmte Richtung gelenkt, sie seien als Ankläger und Richter in einer Person aufgetreten. Diese Darstellung konnten Marx und Generalvikar Christoph Klingan nur teilweise teilen. Klingan sagte, die Präsentation des Gutachtens sei durchaus „zelebriert“ worden, eine Vermischung von Ankläger und Richter sei durchaus erkennbar gewesen. Er und Marx stellten allerdings eindeutig klar, dass das Gutachten in seiner Aussagekraft nicht zu relativeren sei. Diese Einstellung teilte auch ein anderer Diözesanrat: „Das Gutachten zu relativieren ist ein absolutes No-Go“, stellte er fest und erntete dafür Applaus.

Unter den Mitgliedern des Diözesanrats ging auch die Angst um, weitere Gutachten aus anderen Bistümern würden zu einer Art „Endlos-schleife“ führen. Marx antwortete, es gebe durchaus Bemühungen, das zu koordinieren. Aber die deutschen Bischöfe hätten sich ja 2018 darauf verständigt, solche Gutachten für jedes Bistum erstellen zu lassen. Und das geschehe nun. Der Forderung, statt einer von Marx angekündigten Arbeitsgruppe doch lieber eine Task Force mit Entscheidungsbefugnis zu gründen, konnte der Erzbischof zwar etwas abgewinnen – aber auch so eine Institution müsse synodal sein. Sprich: Auch über deren Ergebnisse und Empfehlungen müsse geredet werden.

Noch ein Punkt kam auf die Tagesordnung: Ein Mitglied des Laiengremiums sagte, es sei abstoßend, dass Täter nur versetzt, aber nicht ihres Amtes enthoben worden seien. Marx gestand ein, dass man das über Jahrzehnte hinweg nicht ernst genug genommen habe. Heute aber sei klar, dass für Täter pastoraler Einsatz nicht mehr möglich sei. Doch man dürfe auch nicht vergessen, dass Täter Rechte haben. „Man darf nicht so tun, als wären sie keine Menschen mehr.“

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