München – Natalie Geisenberger strahlt über das ganze Gesicht und hält die Schatulle aus blauem Samt fest in der Hand. Als mehrfache Olympiasiegerin weiß die 34-Jährige aus dem Landkreis Miesbach, wie es sich anfühlt, für gute Leistungen ausgezeichnet zu werden. Aber diese Würdigung sei etwas ganz Besonderes. „Es ist eine unglaubliche Ehre, zu diesem erlesenen Kreis zu gehören“, erklärte sie gestern. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte ihr zuvor zwar keine Goldmedaille, aber ein weiß-blaues Kreuz überreicht – den Bayerischen Verdienstorden.
„Herzlich Willkommen im exklusivsten Club, den es in Bayern gibt“, hatte Söder ihr und den 46 anderen Preisträgern zugerufen. Im Antiquarium der Münchner Residenz überreichte er ihnen allen die höchste Auszeichnung, die der Freistaat zu vergeben hat. Aber nicht nur deshalb ist der Bayerische Verdienstorden besonders. „Die Zahl der Ordensträger ist auf 2000 limitiert“, erklärte Söder. „Außerdem können sie weder verkauft noch vererbt werden.“ Wer ihn erhalte, sei überaus engagiert, voller Mut und Optimismus und damit ein „Vorbild für uns alle“, sagte Söder.
Zwischen 19 und 88 Jahre alt sind all jene, die den Verdienstorden überreicht bekamen – und auch ansonsten könnten die Geehrten kaum unterschiedlicher sein. „Manche Gesichter hier sind sehr prominent“, sagte Söder. „Andere stehen nicht im Rampenlicht – sind deshalb aber nicht weniger wichtig für unsere Gesellschaft.“ Personen aus Medizin und Wissenschaft, Kunst und Kultur, aus dem Sport, aber auch aus der Pflege, der Verwaltung und der freien Wirtschaft sind unter ihnen. So exklusiv der Club, so bunt ist er auch.
Sichtlich gerührt war Dietmar Holzapfel, Wirt der Deutschen Eiche, die in München als traditionsreicher Treffpunkt der queeren Szene gilt. „Vor 20 Jahren verteufelte Edmund Stoiber die gleichgeschlechtliche, eingetragene Lebenspartnerschaft noch öffentlich“, sagte Holzapfel, der sich seit Jahrzehnten für die Rechte von Homosexuellen und die Aids-Hilfe engagiert. „Heute wurde ich ja quasi als Aktivist der Szene geehrt – ein tolles Gefühl.“
Ob Sportprominenz oder Privatperson, alle fühlten sich gleichermaßen geehrt: Isaak Cissé, wohl der bekannteste Taxifahrer Münchens, posierte gemeinsam mit Fußball-Nationaltrainer Hansi Flick, der unter anderem für sein Engagement in der Stiftung „We kick Corona“ den Verdienstorden bekam. Ähnlich wie Cissé konnte auch Anneliese Göller, Landesbäuerin des Bauernverbandes, ihr Glück kaum fassen. „Ich bin überwältigt und werde mich weiterhin für die Wertschätzung der Landwirtschaft stark machen.“