Ein Streik aus heiterem Himmel

von Redaktion

VON DIRK WALTER

München – Die Gewerkschaft gab sich kämpferisch. „Takeoff 22“, betitelte Verdi gestern einen Warnstreik, der auch heute noch einige Auswirkungen auf den Flugbetrieb in München und anderen deutschen Flughäfen haben dürfte. In München waren die 750 Beschäftigten der FM Sicherheit, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Flughafen München GmbH, zum Streik aufgerufen. Außerdem richtete sich der Aufruf an einen Dienstleister: Die Nürnberger Wach- und Schließgesellschaft stellt Personal auf Zuruf, wenn es personell bei der FM Sicherheit eng wird. Beide Firmen kontrollierten Personal und Fracht, sie stellen sicher, dass nur Beschäftigte mit Flughafen-Ausweis in den Sicherheitsbereich gelangen – Piloten, Flugbegleiter, Abfertiger ebenso wie Handwerker. Jedes Baustellenfahrzeug, jeder Essenszulieferer muss vor den Flughafen-Toren überprüft werden – sonst kommt er nicht rein. Zudem erging der Streikaufruf an die Beschäftigten der ICTS Deutschland, an die die Flugzeug-Bewachung delegiert ist. Anders als etwa in Frankfurt streikte in München aber nicht das Sicherheitspersonal, das die Fluggäste überprüft. Diese Aufgabe ist in München der SGM übertragen, deren Beschäftigte andere Tarifverträge haben.

So hielten sich die Auswirkungen bei Streikbeginn gestern um 14 Uhr in München zunächst in Grenzen. Da Verdi schon am Vormittag das Sicherheitspersonal auch an anderen deutschen Flughäfen zum Streik aufgerufen hatte, mussten in München zunächst nur etliche innerdeutsche Flüge etwa von und nach Düsseldorf, Berlin oder Bremen annulliert werden. Etwa 40 Flüge fielen daher nach Flughafen-Angaben aus. In Frankfurt bat der Flughafen sogar die Passagiere, am Dienstag nicht zu kommen – über 700 Flüge stehen auf der Streichliste.

Gestern Nachmittag sprach Verdi von 75 Prozent Streikbeteiligung am Airport München. „Das Haupttor an der Nordallee ist geschlossen, an anderen Toren gibt es eine Notbesetzung, es arbeiten teilweise nur drei statt acht Personen“, sagte ein Betriebsrat unserer Zeitung. Der Flughafen hat nur begrenzt die Möglichkeit, hier gegenzusteuern. So können nach Verdi-Informationen FlugzeugCrews an noch besetzte Tore gelotst werden, damit sie nach dem Sicherheits-Check aufs Flughafengelände gelangen.

Wie oft bei Streiks geht es letztlich ums Geld. Verdi kämpft mit dem Branchenverband BDL um eine Lohnerhöhung. BDL hat 38 Cent mehr pro Stunde angeboten, Verdi will einen Euro. Außerdem soll auch schon in der Probezeit jeder Mitarbeiter das volle Gehalt bekommen – ohne Abzüge. Das Besondere: Es handelte sich um einen „Stay-at-home“-Streik – „Stay@home“ schreibt die Gewerkschaft pfiffig. Das bedeutet: Die Mitarbeiter erscheinen erst gar nicht am Flughafen, sondern bleiben von vorneherein zuhause. „Für die Abendschicht haben schon viele Mitarbeiter zugesagt“, berichtete der Betriebsrat, der lieber anonym bleiben wollte.

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