München/Starnberg – Anfang der Woche hat Julia Magenau 106 Kündigungen verschickt. Kündigungen für ihre Mitarbeiter, die in verschiedenen Teststationen im Landkreis Starnberg Abstriche nahmen und die Bürger auf das Coronavirus testeten. Damit ist bei Magenaus Teststellen am 1. April wohl Schluss. Denn zum Ende des Monats läuft die Testverordnung des Bundes aus. Und das Landratsamt Starnberg hat alle privaten Testanbieter schriftlich informiert, dass keine Test-Aufträge mehr erteilt werden können, sollte die Verordnung nicht verlängert werden.
Nun stellen sich viele die Frage: Wie geht es weiter mit den kostenlosen Bürgertests? Schließlich steigen trotz aller politischen Lockerungsdebatten die Infektionszahlen weiter an. Gestern ist die Inzidenz in Bayern laut Robert-Koch-Institut auf einen neuen Höchstwert von 2079,8 geklettert.
Das bayerische Gesundheitsministerium verweist in der Testfrage auf den Bund. „Wie es ab dem 1. April 2022 konkret weitergeht, ist noch nicht absehbar“, teilt eine Sprecherin mit. Bayern hat zwar über die Testverordnung des Bundes hinaus noch eigene kostenlose Tests für Sonderfälle ermöglicht – etwa für Schwangere. Sollte der Bund seine Verordnung aber tatsächlich auslaufen lassen, müssten die Regelungen völlig neu erarbeitet werden, heißt es aus dem bayerischen Gesundheitsministerium. Auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) mahnte gestern nach der Ministerpräsidentenkonferenz eine Klärung in dieser Frage an.
Das Bayerische Rote Kreuz (BRK), nach eigenen Angaben größter Betreiber von kommunalen wie privaten Testzentren in Bayern, sieht aktuell noch keine Veranlassung, die derzeitige Teststrategie infrage zu stellen. „Gesundheitsminister Lauterbach hat immer wieder betont, dass die Bürgertests fortgesetzt werden sollen“, sagt BRK-Sprecher Sohrab Taheri-Sohi. Er hält das für richtig. „Wir müssen gerade jetzt testen – mehr denn je.“ Das Angebot müsse angesichts der aktuellen Infektionslage niedrigschwellig und kostenfrei bleiben. Die fehlende Planbarkeit sei für die BRK-Kreisverbände eine Herausforderung. Auch der bayerische Apothekerverband fordert das Bundesgesundheitsministerium auf, die Testverordnung „sehr zeitnah“ zu verlängern. Das sei angesichts der Planungssicherheit dringend geboten. Aus dem Bundesgesundheitsministerium hieß es gestern, etwaige Änderungen der Testverordnung seien derzeit noch nicht absehbar.
Ruth Waldmann, Gesundheitsexpertin der Landtags-SPD, hält es hingegen für sinnvoll, das Testangebot zu überdenken. „Die Fülle an privaten Teststationen ist wahnsinnig teuer und aufwendig. Wir müssen uns schon die Frage stellen: Was bringt wo wie viel?“ Klar sei aber: Wo immer Tests in Zukunft noch vorgeschrieben sind, müssten sie auch kostenfrei sein. Starnbergs Landrat Stefan Frey (CSU) pocht auf eine schnelle Entscheidung des Bundes. „Die privaten Betreiber waren eine wichtige Säule in der Pandemiebekämpfung. Jetzt rufen alle bei uns an und fragen, wie es weitergeht. Aber wir hängen in der Luft!“ dg/nutz