Garmisch-Partenkirchen – Die Bürgermeisterin von Garmisch-Partenkirchen, Elisabeth Koch, sieht den G7-Gipfel Ende Juni als hohe Belastung für ihren Ort und zugleich als Chance von höchster internationaler Bedeutung. Angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine werde dieser Gipfel möglicherweise so wichtig sein „wie noch nie zuvor“, sagte die CSU-Politikerin. Bilder der G7-Vertreter, die in die Welt gesandt würden, könnten ein Signal setzen: „Wir sind einig.“ Man werde trotz erheblicher Einschränkungen für die Anwohner alles tun, um ein guter Gastgeber zu sein.
„Unsere Haltung war von Anfang an klar: Wir geben alles her, was wir haben, jeden Quadratmeter und jeden Kubikmeter umbauten Raum.“
Mit dem Krieg habe auch das Gipfel-Thema Nachhaltigkeit eine neue Dynamik bekommen, sagte Koch. Sie hoffe, dass die Landschaft um den Tagungsort Schloss Elmau, das zum Dörfchen Krün gehört, wenige Kilometer von Garmisch-Partenkirchen entfernt, die Staatsgäste zusätzlich sensibilisiere. „Die Natur dort hat eine gewaltige Kraft.“ Der Blick auf das Wettersteingebirge, die Buckelwiesen als Relikt aus der Würmeiszeit und die unberührte Natur: „Es gibt keinen besseren Ort, um zu sehen, dass die Natur schützenswert ist. Das ist genau der richtige Platz für den Gipfel.“
Allerdings habe sich nach dem Treffen der Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten westlichen Industriestaaten 2015 in Garmisch-Partenkirchen kaum jemand die Zusammenkunft erneut gewünscht. Der Markt habe mit Kundgebungen, Demonstrationen, Pressezentrum und massivem Polizeiaufgebot die Hauptlast zu tragen.
Koch mahnte vor allem eine Lösung für die Schüler an, die an den Gipfeltagen Prüfungen schreieben. Wegen der Verkehrsbeschränkungen könne es schwierig werden, an die Prüfungsorte zu kommen. „Unsere Kinder müssen alle den gleichen Start ins Leben bekommen“, sagte Koch. „Es kann nicht sein, dass sie wegen zwei oder drei Tagen in irgendeiner Form Nachteile erleiden, nur weil sie in diesem Landkreis wohnen.“
Entschädigungen für Geschäftsleute, die Umsatzeinbußen fürchten, werde es nicht geben. Man werde die Gewerbetreibenden aber bei Aktionen und konkreten Projekten unterstützen. Die Proteste der Gipfelgegner hätten sich verändert, sagte die Juristin mit Blick auf Aktivisten, die etwa Autoschlüssel auf die Zugspitze verschleppten, sich auf Straßen festklebten oder von Autobahnbrücken abseilten. Sie vertraue aber auf eine starke bayerische Polizei.
In der Marktgemeinde mit rund 28 000 Einwohnern waren bei dem Gipfel vor sieben Jahren knapp 20 000 Polizeibeamte im Einsatz gewesen, rund 3000 Journalisten berichteten – und es kamen an die 5000 Demonstranten.
Schon jetzt läuft in dem Ort der Aufbau. Mit Kränen werden am Olympia-Skistadion Container aufeinander gesetzt. Hier soll die Polizei untergebracht sein. Touristen dürfte der Ort am Fuß der Zugspitze Ende Juni zur Gipfelzeit nur begrenzt sehen. Die Gästebetten sind mit Polizei und Presse weitgehend belegt. Manche Urlauber, die schon gebucht hatten, sagten wegen der erwarteten Einschränkungen ab.