Tierpfleger auf Staatsgut von kalbender Kuh getötet

von Redaktion

Utting – Knapp drei Wochen nach der tödlichen Stier-Attacke in Dietramszell (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) hat es in Oberbayern einen weiteren tödlichen Unfall mit einem Rind gegeben. Ein 63-jähriger Tierpfleger ist auf dem bayerischen Staatsgut Achselschwang in Utting (Kreis Landsberg/Lech) von einer Kuh angegriffen worden.

Wie das Polizeipräsidium Oberbayern Nord gestern meldete, war es am Sonntagnachmittag zu dem tödlichen Unfall gekommen, als der 63-jährige angestellte Tierpfleger eine Abkalbungsbox betrat, um ein neugeborenes Kalb aufzunehmen. Die Kuh, die das Kalb kurz zuvor zur Welt gebracht hatte, griff den Mann unvermittelt an und fügte ihm tödliche Verletzungen zu. Herbeigeeilte Kollegen hatten noch versucht, ihn wiederzubeleben. Aber die alarmierten Rettungskräfte konnten nur noch den Tod des Mannes feststellen. „Er hatte massive Verletzungen im Brustbereich“, sagte Polizeisprecher Andreas Aichele. Die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck hat routinemäßig wie bei jedem Betriebsunfall die Ermittlungen aufgenommen – doch laut Aichele gebe es keine Hinweise darauf, dass bei dem Unfall ein Verschulden Dritter vorliege.

Erschüttert zeigte sich Hans-Jürgen Seufferlein, Geschäftsführer vom Verband Milcherzeuger Bayern. „Wahnsinn, man kann nicht vorsichtig genug sein“, sagte er gegenüber unserer Zeitung. Erst am 28. Februar war in Dietramszell ein 53-jähriger Landwirt bei der Stallarbeit von einem seiner Stiere getötet worden.

Nach der Geburt eines Kälbchens werde das neugeborene Tier in Milchviehbetrieben in der Regel spätestens nach einigen Stunden von der Mutter getrennt. „Wenn das relativ schnell nach der Geburt geschieht, dann gibt es keinen Trennungsschmerz“, erklärt Seufferlein. Es werde so verhindert, dass sich eine Bindung zwischen Mutterkuh und Kalb entwickelt. Er wies aber die verbreitete Meinung zurück, dass man das mache, um sofort wieder die Milch der Kuh verkaufen zu können. „In der ersten Woche ist die Milch gar nicht verkehrsfähig. Sie hat viel zu viel Eiweiß. Die bekommt das Kalb zu trinken und die braucht es auch.“ Es müsse auch relativ schnell eine Ohrmarke an dem Kalb angebracht werden. „Unfälle bei Milchkühen sind sehr selten, denn Milchkühe sind den Umgang mit und die Nähe des Menschen gewohnt, auch in Zeiten um die Geburt“, sagt Seufferlein. Der langjährige und sehr erfahrene Angestellte im Umgang mit Kühen und Kälbern wollte das Kalb versorgen, wie es nun mal in Milchviehbetrieben üblich ist. Die Mitarbeiter und die Leitung des Staatsguts seien tief betroffen über den Tod des langjährigen Tierpflegers. CLAUDIA MÖLLERS

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