München – Eigentlich muss Stefan Homilius vom Wasserwirtschaftsamt in München gar nicht auf die Zahlen der Messstellen schauen, um zu wissen, wie es gerade um die Pegelstände steht. „Wie trocken der März war, ist mit bloßem Auge zu sehen“, sagt er. Viele Flüsse in Bayern haben gerade sehr niedrige Wasserstände. Die Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes seien sensibilisiert und würden an den Gewässern Ausschau halten, ob Fische auf den Trockenen liegen. „Die Situation ist aber noch nicht besorgniserregend“, sagt Homilius. „Das Wasser ist noch sehr kühl, sodass die Situation für die Tiere nicht gefährlich ist.“ Und auch mit Blick auf das Trinkwasser, das zu 92 Prozent aus dem Grundwasser gewonnen wird, gibt es keinen Anlass zur Sorge, sagt der Experte. „Wir sind gut aufgestellt. Da hat es auch früher während langen Trockenphasen nie Probleme gegeben.“
Allerdings hat der März 2022 durchaus Potenzial, als Rekordmonat in die Wetterdaten-Aufzeichnungen einzugehen. „Sollte es bis Ende des Monats nicht mehr regnen, ist es der trockenste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen – also seit 1880“, sagt Guido Wolz, Leiter des Deutschen Wetterdienstes in München. Diesen Superlativ verdankt der März einem Hochdruckgebiet, das sich über Europa aufgebaut hat und Niederschläge regelrecht abprallen lässt. Bisher hat es diesen Monat in Bayern im Schnitt nicht mal zehn Liter pro Quadratmeter geregnet, sagt Wolz. Und auch für die nächste Woche kann der Meteorologe höchstens kleinere Schauer am Alpenrand voraussehen. Wetterlagen wie diese seien für die Jahreszeit aber nicht ungewöhnlich, betont Wolz. Auch 1929 und 1953 war es im März überdurchschnittlich trocken. Dieses Jahr könnte der Monat nicht nur den Trockenheits-Rekord knacken, sondern auch den für die Sonnenstunden. Bis Anfang der Woche wurden laut DWD schon 155,4 Sonnenstunden gezählt. Rekordhalter ist bisher der März 1953 mit 195,2 Sonnenstunden.
Der ein oder andere im Freistaat sehnt sich allerdings jetzt schon nach ein wenig mehr Regen. Noch sei die Lage auf den Feldern zwar entspannt, berichtet Johann Graf, Pflanzenbau-Experte beim Bayerischen Bauernverband. Sollte sich die Wetterlage bis Mitte April aber nicht ändern, könnten die Landwirte Probleme bekommen. „Aktuell brauchen die Pflanzen noch nicht viel Wasser“, erklärt Graf. „Sie haben noch Wasser vom Februar gespeichert.“ Auf den Feldern sind in den vergangenen Wochen die Düngegaben gestreut worden. „Die geringen Regenmengen in diesem Monat sollten dafür gereicht haben.“ Die trockenen Böden machen es den Landwirten aktuell sogar leichter, die Äcker fürs Düngen zu befahren, erklärt der Experte. „Aber ab Mitte April braucht das Getreide Wasser, sonst gibt es weniger Triebe.“
Nicht ganz so entspannt sind die Waldbesitzer. „Wir können gerade keine neuen Bäume pflanzen“, sagt Hans Ludwig Körner, Geschäftsführer des Bayerischen Waldbesitzerverbands. „Von oben kommt zu wenig Wasser und die Böden sind auch ausgetrocknet. So haben junge Bäume keine Chance.“ Er fürchtet, dass viele Waldbesitzer das Anpflanzen auf den Herbst verschieben müssen. Dabei wäre es nach den Stürmen im Februar nun wichtig gewesen, die Schadflächen aufzuforsten, betont er.
Auch die Waldbrandgefahr ist in Bayern seit Wochen groß. Erst vorgestern ist es in den Isarauen bei Garching (Kreis München) zu einem Flächenbrand gekommen. Auf einer Breite von acht Metern brannten Gras und Unterholz. Die Einsatzkräfte hatten das Feuer schnell unter Kontrolle. Die Brandursache ist noch unklar. Aktuell reiche wegen der Trockenheit aber ein kleiner Funke, um einen Waldbrand auszulösen, betont die Feuerwehr.