Neubiberg – Die Szene ähnelte einer Entführung aus einem Krimi: Vier Maskierte sprangen am Dienstagnachmittag mitten in Neubiberg (Kreis München) aus einem VW-Bus, stülpten einem Mann einen Sack über den Kopf und zerrten ihn in den Wagen. Passanten beobachteten alles schockiert und alarmierten die Polizei. Ein 80-Jähriger hatte sich sogar das Kennzeichen gemerkt.
Sofort begann eine Großfahndung. Die Polizei ging von einer Entführung und einer akuten Gefährdungslage aus, wie ein Sprecher berichtet. Neben zahlreichen Streifen war auch ein Polizeihubschrauber im Einsatz, dazu wurde auch ein Spezialeinsatzkommando alarmiert.
Eine Streife entdeckte den VW-Bus schließlich auf der A 99, in Höhe der Anschlussstelle Haar, Fahrtrichtung Flughafen. Um eine mögliche Gefährdung des mutmaßlichen Entführungsopfers auszuschließen, stoppte die Polizei den Wagen erst im Bereich des Flughafens, an der Einfahrt zum Terminal 2. Allerdings nicht mit SEK und vorgehaltener Maschinenpistole, denn mittlerweile hatten die Einsatzkräfte bereits Zweifel, ob es sich wirklich um eine Entführung handelt. Wer fährt schon mit seinem Entführungsopfer, Sack über dem Kopf, zum Flughafen und will dann einchecken. Und in der Tat: Bei der Kontrolle der fünf Männer im Alter zwischen 34 und 39 Jahren (zwei aus dem südöstlichen Landkreis München, die anderen aus verschiedenen Ecken Bayerns stammend) stellte sich die vermeintliche Entführung als Junggesellenabschieds-Streich heraus. Die „Entführer“ wollten mit dem Bräutigam nach Mallorca weiterreisen. Tatsächlich haben sie den Flug auch noch erwischt. Vorher wurden sie von der Polizei allerdings „eindringlich ermahnt“. Die fand den Streich nicht ganz so lustig.
Die Polizei prüft, ob sie die Scherzbolde für die Kosten des Einsatzes heranziehen kann. Allein der Hubschraubereinsatz ist teuer, eine Flugstunde kostet bereits rund 4000 Euro. Dazu kommt der Einsatz von 13 Streifen. Um eine Straftat oder die Vortäuschung einer Straftat handelt es sich allerdings nicht. GÜNTER HIEL